Ärztekammer fordert Änderungen für Hausärzte

Zu viele ausgebildete Ärzte wandern ab, heißt es von der Med-Uni Graz. Das habe mit den ungünstigen Arbeitsbedingungen zu tun - bestätigt auch die Ärztekammer, die wesentliche Änderungen im niedergelassenen Bereich fordert.

Rund 3.600 Bewerber stellten sich am Freitag dem Aufnahmetest der Med-Uni Graz, aber nur 360 von ihnen können im Herbst auch tatsächlich mit dem Studium beginnen - mehr dazu in Fast 13.000 bei Aufnahmetest für Medizinstudium (news.ORF.at). Kritische Stimmen, dass dadurch viele potentiell höchst qualifizierte Menschen an einem standardisierten Aufnahmeverfahren scheitern und somit für den Arztberuf verloren gehen, lässt die Vizerektorin Doris Lang-Loidolt nicht gelten: „Wir haben ein anderes Problem, dass die Studierenden, wenn sie dann fertig sind, vielfach nicht in Österreich arbeiten.“ - mehr dazu in 3.600 Bewerber bei Medizin-Aufnahmetest in Graz.

Ungünstige Arbeitsbedingungen

Vor allem im Bereich der Allgemeinmedizin zeige sich, dass das mangelnde Interesse auf die ungünstigen Arbeitsbedingungen zurückzuführen ist - das bestätigt auch die Ärztekammer. So gibt es derzeit in der Steiermark 15 Hausarzt-Stellen, die ausgeschrieben sind und noch nicht besetzt werden konnten: Da könne man schon von Engpässen sprechen, so der Vizepräsident der steirischen Ärztekammer, Norbert Meindl.

Hausarzt bei Untersuchung

APA/dpa/Bernd Weissbrod

In der Steiermark gibt es derzeit 15 ausgeschriebene Hausarzt-Stellen

Die Arbeit als Hausarzt am Land ist nicht das Hindernis, sondern die Arbeitsbedingungen sind für die fehlende Popularität der Allgemeinmedizin verantwortlich - so das Ergebnis einer Umfrage an der Med-Uni Innsbruck zum Thema Abwanderungstendenzen von Medizinstudenten. Meindl spricht etwa von Problemen bei der Vertragssituation mit den Sozialversicherungen: „"Wir haben natürlich auch eine gewisse Pensionierungsituation, ältere Kollegen gehen in Pension, die Jüngeren kommen nicht nach, und daher ist die Belastung sehr hoch. Wir haben einen sehr hohen Prozentsatz von Ärzten über 55, und wenn heute ein Kollege der Allgemeinmedizin in der Nacht zwei, drei Mal geholt wird, und in der Früh ist die Ordination mit 70, 80 oder noch mehr Patienten voll, da kommt man sehr schnell an die Belastungsgrenze.“

„Kooperationsformen umsetzen“

Die Arbeitsbedingungen müssten demnach auf jeden Fall attraktiver werden, so Norbert Meindl: „Zumal es auch wichtig ist, Kooperationsformen umzusetzen. Wir haben heute schon einen sehr hohen weiblichen Anteil in der Ausbildung. Wenn die Ausbildung abgeschlossen ist, dann haben wir sie auch irgendwann fertig ausgebildet. Unsere Kolleginnen sind doch sehr interessiert an Teilzeitjobs, an Jobsharing in der Niederlassung oder Gruppenpraxen. Wir müssen im Gesamtvertrag, was die Honorierungen anbelangt, Verbesserungen erzielen.“ Auch beim Primärversorungsgesetz sei vieles noch nicht ausgegoren, so Meindl.

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