Zu wenige Polizisten: LPD weist Vorwurf zurück

Mehr als 800 Polizeistellen sind österreichweit unbesetzt. Die meisten Polizisten fehlten in der Steiermark, so die Gewerkschaft. Bei der Landespolizeidirektion weist man den Vorwurf zurück.

Insgesamt sind österreichweit 803 Polizisten weniger im Einsatz als eigentlich vorgesehen - das teilte das Innenministerium in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage mit; in der Steiermark sind derzeit 270 Stellen unbesetzt.

Kollegen sehr stark gefordert

Es bestehe dringender Handlungsbedarf und das schon seit vielen Jahren, sagt Markus Köppel, Vorsitzender-Stellvertreter der Polizeigewerkschaft in der Steiermark über die Personalsituation bei der heimischen Polizei. Er betont: „Die Kollegen auf den Dienststellen in den Inspektionen werden sehr stark gefordert. Die Dienstleistung ist fast schon rund um die Uhr erforderlich, die Ruhezeiten werden verkürzt, die Einsätze häufen sich, und das fordert die Kollegen ganz massiv“, so Köppel.

Polizist

ORF.at/Christian Öser

In der Steiermark sind derzeit 270 Polizeistellen unbesetzt

Nachbesetzung schwierig

Laut Köppel werden momentan nicht genügend Ausbildungsplätze angeboten: „Es stehen derzeit eindeutig zu wenige Ausbildungsplätze zur Verfügung - insbesondere für die Vollausbildung.“ Vollausbildung heißt, dass der Polizist unmittelbar nach der Ausbildung auf die Inspektion kommt und damit auch für den Dienst auf der Straße zur Verfügung steht. Diese Vollausbildung dauert zwei Jahre.

270 zusätzliche Polizisten in der Steiermark wären laut Köppel wünschenswert, aber noch nicht ausreichend - er spricht von rund 100 zusätzlichen Polizisten, die benötigt würden. Grund dafür ist, dass auch die besetzten Stellen nicht immer zur Verfügung stehen: Durch Karenzen, Krankenstände, Teilzeitarbeit und das Abstellen an Sondereinheiten sei weniger Personal verfügbar, als die offiziellen Zahlen zeigten. Eines erschwert die Aufstockung zusätzlich: Im kommenden Jahr treten voraussichtlich rund 860 Polizisten österreichweit in den Ruhestand.

LPD: Nicht alle Polizisten berücksichtigt

Allerdings: Laut der Landespolizeidirektion (LPD) Steiermark wurde bei der parlamentarischen Anfrage nach der Zahl an Polizisten gefragt, welche eben die zwei Jahre dauernde Vollausbildung absolviert haben - die Zahl der Polizisten mit grenz- und fremdenpolizeilicher Ausbildung (Dauer: sechs Monate) wurde nicht berücksichtigt.

Demnach seien für die Landespolizeidirektion Steiermark 3.433 Exekutivplanstellen vorgesehen, und 3.513 Exekutivbedienstete würden tatsächlich ihren Dienst versehen; zusätzlich seien für 2017 weitere Neuaufnahmen vorgesehen, sodass laut Pressesprecher Leo Josefus von einer Unterbesetzung nicht die Rede sein kann.

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