Diskussionen um Fahrverbot für Dieselautos

Über ein Fahrverbot für Dieselautos wird derzeit wieder heftig diskutiert. Anlass dafür ist eine bevorstehende Gerichtsentscheidung in Deutschland. In der Steiermark gibt es geteilte Meinungen über ein solches Verbot.

Eine Umweltorganisation will in Stuttgart erreichen, dass ab dem Jahr 2018 keine Dieselautos mehr in der Stadt fahren dürfen. Die hohen Stickoxid-Werte, die von Dieselfahrzeugen ausgestoßen würden, sollen sich negativ auf die Gesundheit auswirken, so die Begründung.

Steiermark besonders stark betroffen

Laut dem Verkehrsclub Österreich ist die Steiermark von diesen Schadstoff-Emissionen der Diesel-Pkws noch stärker betroffen als deutsche Städte: Mehr als die Hälfte aller Steirer ist mit einem Dieselauto unterwegs. In Deutschland ist es laut VCÖ nur ein Drittel.

Tankstelle, Diesel

APA

Die Debatte um ein Diesel-Verbot in der Steiermark ist neu entfacht

Grazer Bürgermeister für Diesel-Verbot

In der heimischen Politik ist das Thema eines Fahrverbots für Diesel-Pkws nicht neu. Immer wieder wird darüber diskutiert, wie man die Luftqualität - speziell in Graz - verbessern kann. Da wurde auch ein solches Verbot in Erwägung gezogen, etwa vom Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP). Dieser hatte erst vor kurzem mitgeteilt, dass er sich ein Verbot von Dieselfahrzeugen in Graz durchaus vorstellen könne - mehr dazu in Verbote für Dieselfahrzeuge in Graz gefordert (28.6.2017).

Zu allererst müsse aber der Staat reagieren, indem Diesel steuerlich nicht mehr begünstigt werde. Denn solange Diesel günstiger ist als Benzin, werden sich die Konsumenten auch solche Autos anschaffen, so der Grazer Bürgermeister.

Verkehrslandesrat Lang: Kein Verbot nötig

Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) ist gegen ein Fahrverbot von Dieselfahrzeugen. Er sehe derzeit keine Veranlassung dafür. Die Luftqualität habe sich im Großraum Graz in den letzten Jahren wesentlich verbessert. Auch der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer von der KPÖ hält nichts von „Schnellschüssen“ wie dem Fahrverbot. Er sieht vor allem ökonomische Nachteile für die Autofahrer.

„Man muss bedenken, dass bei den Dieselautos ein rasch umgesetztes Fahrverbot gewissermaßen eine Bestrafungsaktion für die Menschen wäre, die nicht die Möglichkeit haben, sich schnell ein neues Auto zu kaufen“, so Krotzer. Die Stadt Graz habe aber bereits eine Arbeitsgruppe zwischen Verkehrs- und Umweltamt eingerichtet. Dort werde beispielsweise ein autofreier Tag geprüft.

Vor allem alte Dieselautos betroffen

Auch von technischer Seite kommt keine Zustimmung zum Fahrverbot. Zunächst sei festzuhalten, dass Dieselautos nur noch einen geringen Beitrag zur Feinstabbelastung leisten. Dafür seien die Partikelfilter verantwortlich, die in Diesel-Pkws eingebaut werden, so Helmut Eichlseder, Leiter des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik an der TU Graz. Daher mache ein allgemeines Diesel-Einfahrverbot auch keinen Sinn.

„Das Thema, das der Diesel sehr wohl hat ist NO2, also Stickstoffdioxid“, so der Motorenexperte. Das betreffe wiederum Fahrzeuge der Klasse EURO2 oder EURO3. Das Emissionsverhalten von älteren Dieselfahrzeugen sei sehr wohl signifikant. „Aber pauschal macht dieses Dieselverbot keinen Sinn. Es ist auch nicht gerechtfertigt für einen modernen Diesel-Pkw“, sagt Eichlseder.

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