Projekt will Suchtkranken ins Arbeitsleben helfen

1.400 Drogenabhängige gibt es in der Steiermark; für viele geht mit der Sucht der Job-Verlust und damit auch die soziale Vereinsamung einher. Das Projekt „Offline“ versucht, Suchtkranke wieder in das Arbeitsleben zu holen.

Es ist ein Teufelskreis, der Betroffene kaum auslässt: Suchtkranke Menschen kommen nur schwer aus ihrer Abhängigkeit, auch weil es an Perspektiven fehlt. Mit der Sucht sind psychische, körperliche und soziale Beeinträchtigungen verbunden - einer geregelten Arbeit nachzugehen, damit auch Geld und soziales Ansehen zu bekommen, ist fast aussichtslos.

Ziel: Geregelter Alltag

Das privat finanzierte Grazer Sozialprojekt „Offline“ versucht, suchtkranken Menschen in den hauseigenen Werkstätten eine Arbeit und damit wieder Halt im Leben zu geben. Reinhard ist einer von 45 Menschen, die in der großen Werkstatt regelmäßig Beschäftigung finden. Seine Kindheit war mit viel Leid verbunden, das Lebensfiasko vorprogrammiert; die bleibende Gehbehinderung nach einem Unfall macht ihn am Arbeitsmarkt unvermittelbar. Der junge Mann meldete sich freiwillig bei „Offline“, um sich selbst wieder ins Leben zurückzuholen.

Projekt "Offline", Werkstätten für Suchtkranke, Graz

Projekt "Offline"

Er sei bereits zum zweiten Mal beim Projekt „Offline“, sagt Reinhard, den seit längerer Zeit schon Depressionen und Arbeitslosigkeit begleiten. „Wenn man keinen geregelten Alltag hat, geht es einem einfach mit der Zeit nicht mehr gut. Ich bin jetzt seit zwei Monaten wieder da, und mir geht es super“, so Reinhard, der die Arbeit gerne macht.

Mode, Möbel, Motivation

In den „Offline“-Werkstätten werden alte Möbel restauriert und Vintage-Kleidung gewaschen, gebügelt und repariert. So stammen beispielsweise die weißen Sessel in der Grazer Kaffeebar „Tribeka“ in der Kaiserfeldgasse aus der „Offline“-Produktion. Im „Offline Retail Shop“ in der Mariahilferstraße im Lendviertel werden das Gewand, die Accessoires und das Mobiliar verkauft.

Die Betroffenen finden durch die regelmäßige Arbeit neuen Halt und damit auch Motivation, sich von der Sucht zu befreien. Eine wichtige Aufgabe ist das Erlernen von sozialen und arbeitsmarktrelevanten Soft Skills wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit oder Selbständigkeit; die Teilnehmer werden sozialpädagogisch betreut, und manche finden einen regulären Arbeitsplatz. Die Aussichten darauf sind allerdings bescheiden: Einer von zehn Suchtkranken findet einen Job, so Projektleiter Bernhard Sundl.

Leistung als Prinzip

Suchtkranke werden bei „Offline“ für neun Monate beschäftigt. „Für uns ist es das Ziel, den Leuten zu ermöglichen, dass sie wieder näher an den Arbeitsmarkt herankommen, dass sie eine Tagesstruktur und wieder einen Sinn im Leben finden“, sagt Bernhard Sundl. Ein Viertel der jährlichen Projektkosten von 450.000 Euro wird selbst verdient, denn Leistung zu erbringen, ist eine Vorgabe des Projekts. Der Großteil wird von der Santner Privatstiftung finanziert, das Projekt wird von der Caritas durchgeführt.

Vorbehalte auflösen

Das Projekt bietet auch Gartenarbeit, Umzugshilfe, Entrümpelungen oder die Reinigung von Außenanlagen an. „Teilweise gibt es schon Vorbehalte von den Kunden. Aber es gibt dann immer wieder schöne Erlebnisse, wo die Auftraggeber im Nachhinein sehr dankbar sind und ein Vorurteil aufgelöst haben“, so Sundl.

Wiederaufstehen ist ein großer Sieg"

Natürlich gebe es auch bei „Offline“ Menschen, die zum Beispiel nach einer Alkoholkrankheit wieder rückfällig werden - dann würden aber keine Sanktionen verhängt. „Für uns ist es wichtig, dass die Person einsieht, was passiert ist“, so Projektleiter Sundl, zusätzlicher Druck sei da nicht hilfreich. „Wiederaufstehen ist eigentlich ein großer Sieg, und irgendwann bleiben sie stehen. Das ist eigentlich das, was wir erreichen können“, sagt Bernhard Sundl.

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