Nigeria: „Politischer Druck nützt nichts“

Viele der sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge in Europa stammen aus Nigeria, wo die Steirerin Nella Hengstler eine österreichische Wirtschaftsdelegation leitet. Mit Druck sei nichts auszurichten - und so plädiert sie für mehr Anreize.

Rund ein Dutzend Länder gehören zum Einsatzbereich von Nella Hengstler - neben Nigeria etwa Ghana, Kamerun, Togo, Kongo, Liberia oder Sierra Leone. Gerade von Nigeria aus machen sich viele Menschen aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa auf.

Nella Hengstler

Privat

Nella Hengstler, Leiterin der österreichischen Wirtschaftsdelegation in Nigeria

Das habe laut der Steirerin vor allem damit zu tun, dass es trotz des Erdölreichtums nur bedingt gelingt, Armut zu bekämpfen, was aber auch mit der Mentalität der Menschen in Nigeria zusammenhänge: „Das hat, glaube ich, auch kulturell damit zu tun, dass die Nigerianer wahnsinnig unternehmerreich sind. Jeder will ein Geschäft aufmachen.“

Wissen, dass sie die Größten sind"

Mit der Erfahrung ihres mittlerweile sechsjährigen Aufenthalts in Nigeria teilt Hengstler die Ansicht zahlreicher europäischer Politiker, dass Hilfe in den afrikanischen Ursprungsländern erfolgen müsse.

Gleichzeitig warnt sie jedoch vor der Erwartung, dass dies von heute auf morgen gelingen könne: „Man muss ganz ehrlich sagen: Das sind Länder, die wir - auch von Politikseite - nicht so wahnsinnig gut kennen. Und das sind Länder, die noch immer von Regierungen geführt werden, mit denen es nicht immer ganz einfach ist. Die Nigerianer gehören sicher zu den Schwierigsten, weil sie wissen, dass sie die Größten und die Mächtigsten sind. Die kann man mit so gut wie nichts unter Druck setzen."

„Müssen sich das selber richten“

Daher müssten laut der Expertin Anreize im eigenen Land, in Nigeria, geschaffen werden - denn: "Ich habe immer ein bisschen Sorge davor, dass man versucht, von hier, von Europa aus, alles in Afrika zu richten. Man muss wirklich sagen, dass die Afrikaner sich das selber richten müssen.“

Geduld und einen langen Atem brauchen auch heimische Unternehmer, die in Afrika aktiv werden möchten. Der Markt sei riesig, aber nicht einfach, beschreibt Nella Hengstler, deren Aufgabe als Wirtschaftsdelegierte zu einem Gutteil im Netzwerken besteht.

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