Geldfund in Grazer Keller: Makler vor Gericht

Wegen Geldwucher stand am Dienstag ein 47-jähriger Immobilienmakler in Graz vor Gericht. Er ist derjenige, der 270.000 Euro in einem Grazer Kellerabteil abgelegt hatte. Ein neuer Mieter hatte das Geld gefunden.

Das Geld wurde Anfang dieses Jahres durch einen Zufall gefunden, da das Kellerabteil neu vermietet worden war. Das Geld stammt laut seinen Aussagen aus der Provision für einen Immobilienverkauf - mehr dazu in Mysteriöser Geldfund in Grazer Keller geklärt (steiermark.ORF.at; 4.4.2017).

Richterin zu Keller, Kiste, Handtuch: warum?

Die Richterin wollte wissen, warum der 47-jährige Angeklagte aus dem Bezirk Graz-Umgebung das Geld in dem Kellerabteil in einer Kiste in einem Handtuch verpackt, verwahrt hat. Der Angeklagte antwortete: Es sei einfach so gewesen, es sei ihm klar, „dass das blöd ausschaut“. Die Staatsanwältin fragte nach, warum er das Geld nicht auf ein Konto gelegt habe. Dazu erklärte der Mann, er habe Termine und wenig Zeit gehabt, habe das alles nach einer anstehenden USA-Reise erledigen wollen.

Provision, Grundstücke und eine Frau

Danach wurde es dann etwas undurchsichtiger. Thema ist, wie der Mann überhaupt zu dem Geld gekommen ist. Er habe 350.000 Euro als Provision erhalten, weil er für eine Frau Grundstücke verkauft habe, insgesamt gehe es bei der Provision um 700.000 Euro. Gesprochen wurde dann von Verlassenschaften, von Schulden rund um die Verlassenschaften, von Grundstücken, die auf 1,7 Millionen Euro wertgeschätzt worden seien und die er nach eigener Aussage um 3,7 Millionen Euro verlauft habe.

Beziehungsgeflecht

Der Privatbeteiligtenvertreter der betroffenen Frau sagte, die Frau sei vom Angeklagten geblendet worden. Der Angeklagte sagte, ihm sei es lieber, er hätte die Frau gar nicht kennengelernt, es sei alles nicht so, wie es vor Gericht dargestellt werde.

Komplexer Verlassenschaftsfall

Vor Gericht stellte sich der Fall zunehmend als komplizierter Verlassenschaftsfall dar. Umwidmungen und geplante Siedlungsbauten waren im Zentrum. „Ich habe ihr geholfen, dass bei dem Verkauf mehr für sie und ihre Kinder herauskommt“, beteuerte der Makler und fügte hinzu: „Entscheidend war die Idee, einen Teil der Liegenschaft auszugliedern.“ Der Teil wurde extra an einen Bauträger verkauft, wobei die Kaufsumme bei etwa 3,7 Millionen Euro lag. Die Verlassenschaft war davor auf weit weniger geschätzt worden, weshalb der Beschuldigte vorbrachte, dass es sein Verdienst war, dass ein so hoher Erlös erzielt wurde.

„Erschreckend“ und „Zufall“

Der 49-Jährige meinte, dass sich die Verkäuferin in keiner Notlage befunden habe, da die Verlassenschaft bereits schuldenfrei gewesen sei. Er meinte, dass bei der Frau Kalkül im Spiel sei - zumal sie bei allen Tagsatzungen dabei gewesen sei und selbst ein Gewerbe angemeldet habe, sagte der Angeklagte. 350.000 Euro habe er ihr nun bereits zurückgegeben.

„Es ist erschreckend, dass so eine Erfolgsgeschichte durch Zufall zu so etwas wird.“ Er zeigte sich überzeugt, dass ihm das Geld für die eineinhalb Jahre Arbeit, sein Verkaufskonzept und -geschick zustehe.

In den Medien vom Geldfund gelesen

Das Kellerabteil habe er Monate vor dem Immobiliengeschäft mit der Frau angemietet, sagte der Angeklagte vor Gericht - und zwar vom Sohn des Hauseigentümers und befristet, bis ein neuer Mieter einzieht. Als ein neuer Mieter kam, habe es der Eigentümer verabsäumt, ihn zu informieren. Daher sei das Geld vom Nachmieter gefunden worden. Der Beschuldigte habe erst in den Medien davon gelesen und dann die Verkäuferin gebeten, zur Polizei zu gehen und zu sagen, dass das Geld aus ihrem Verlass stamme.

Der Prozess wurde am Nachmittag vertagt. Bei einem weiteren Termin soll auch die Verkäuferin gehört werden.