Schweiz: Suche nach vermissten Grazern beendet

Die Suche nach acht bei einem Bergsturz in der Schweiz vermissten Alpinisten - darunter ein Grazer Ehepaar - ist am späten Samstagvormittag aufgegeben worden. Seit Mittwoch hatte man nach den Bergsteigern gesucht.

Am Samstag hatten die Sicherungsarbeiten wieder begonnen. Die Suche nach den acht Vermissten wird jedoch nicht mehr aufgenommen werden: „Man hat jetzt entschieden, dass die Suche nach den Vermissten aufgegeben wird. Man muss auch die Retter schützen, damit es nicht noch mehr Opfer gibt“, gab Polizeisprecherin Sandra Scianguetta von der Kantonspolizei Graubünden in Chur bekannt.

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Seit Mittwoch wird das steirische Ehepaar in den Bergen vermisst

Die Helfer hätten keine Hoffnung mehr gehabt, die Wanderer in dem verwüsteten Gebiet noch lebend zu finden. Die Entscheidung für ein Ende der Suche sei wegen der verflossenen Zeit und der Gefahr für die Einsatzkräfte getroffen worden: „Man hat alles Mögliche ausgeschöpft, um diese Vermissten zu finden“, so Scianguetta. Die Einsatzkräfte waren zu dem Schluss gekommen, dass die Alpinisten bereits am Mittwoch verschüttet worden sein dürften, so die Polizeisprecherin weiter.

Als dabei schätzungsweise vier Millionen Kubikmeter Gestein vom Piz Cengalo auf das Bondasca-Tal niedergingen, war auch ein steirisches Ehepaar aus Graz unter den Betroffenen. Sie und sechs weitere Alpinisten - zwei Schweizer und vier Deutsche aus Baden Württemberg - werden seitdem vermisst. Von Mittwoch bis Freitag waren 120 Rettungskräfte mit Hubschraubern, Infrarotkameras und Suchhunden im Einsatz.

Suche nach Murenabgang eingestellt

Am Freitagabend war die Suche nach einem Murenabgang, der das Dorf Bondo erreichte, zunächst vorläufig abgebrochen worden: „Es war ein schauriges Schauspiel, das gestern kurz vor 17.00 Uhr über die Bühne ging: Polizei, Rettungskräfte, Journalisten und Rettungsteams - wir alle waren oberhalb eines gesperrten Straßentunnels, als plötzlich eine meterdicke zähflüssige Mure nur wenige Meter von uns entfernt wie aus dem Nichts auftauchte: Sie umspülte Häuser entlang der Strecke, riss einen Lkw mit und Teile einer Scheune samt Silo“, schilderte ORF-Korrespondentin Raphaela Stefandl aus der Schweiz.

Keine Verletzten

Einige Bewohner, die kurz zuvor vorübergehend zu ihren Häusern gelassen worden waren, mussten erneut in Sicherheit gebracht werden. Verletzte gab es bei diesem Murenabgang nicht. Glimpflich verlief der Abgang eines Wasserschwalls gegen 21.00 Uhr, wie Roman Rüegg von der Kantonspolizei Graubünden zu Radio SRF sagte. Im Vergleich zu den Ereignissen davor sei der Wasserschwall aber „nicht relevant“.

Bergsturz Schweiz

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Der Geologe Andreas Huwiler vom Graubündner Amt für Wald und Naturgefahren schloss weitere Murenabgänge nicht aus. „Die größte Gefahr ist, wenn es in der Gegend mehrere Tag lang heftig regnet oder gewittert“, sagte er der „Neuen Zürcher Zeitung“. „Unter diesen Umständen rechnen wir mit weiteren Murgängen.“

Keine näheren Angaben der Polizei

Die Information, dass die vermissten Österreicher aus der Steiermark kommen, war am Freitagnachmittag von Thomas Schnöll, Sprecher des Außenministeriums in Wien, bestätigt worden. Weitere Angaben machten weder er noch die Behörden in Graubünden. Die Polizei kenne die Herkunftsorte, sagte ein Sprecher. Sie wolle aber ohne Zustimmung der Angehörigen, mit denen sie in Kontakt stehe, keine näheren Angaben machen.

Faktor Klimawandel:

Auch wenn so große Bergstürze wie am Mittwoch sehr selten vorkommen, sind Experten sicher, dass der Klimawandel die Steinschlaggefahr in den Alpen erhöht: Der Fels wird instabil, wenn Permafrost auftaut und Gletscher zurückgehen. Beides haben Forscher des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos seit Jahren dokumentiert.

Laut örtlichen Medien waren die Bergsteiger am frühen Mittwochvormittag von der Sciora-Hütte in 2.118 Metern Seehöhe aufgebrochen - mehr dazu in news.ORF.at. Die Hütte befindet sich an einem Hang am Fuß der Sciora-Gruppe, zu der auch der Piz Cengalo gehört. Zwei der Wanderer wollten laut Hüttenwart Reto Salis zur Hütte Sasc Furä, die anderen ins Tal und nach Hause. Weniger als eine Stunde später löste sich eine Bergspitze vom Cengalo-Massiv.

„Schon Wochen zuvor gewarnt“

„Vor zwei Wochen wurden wir vorgewarnt, dass ein solches Ereignis möglich sei, doch schon in den Wochen zuvor habe ich die Wanderer jeweils vor der Gefahrenzone gewarnt“, wurde Salis vom „Tages-Anzeiger“ zitiert.

Seit 24. Juni hätten sich rund 30 kleine Felsstürze ereignet. Geologen sagten, wie der Hüttenwart schon Mitte August berichtete, einen größeren Erdrutsch von rund zwei bis drei Millionen Kubikmeter voraus: Im Gebiet waren Tafeln mit Warnungen in vier Sprachen aufgestellt.