Alzheimer-Tag: Ein Spiel gegen das Vergessen

Ein steirisches Projekt soll Demenz-Patienten helfen, die Krankheit mit Hilfe eines Computerspiels auf spielerische Weise hinauszuzögern bzw. gar nicht entstehen zu lassen. Nun wurden die Ergebnisse eines Feldversuchs präsentiert.

16.000 Menschen leiden allein in der Steiermark an Demenz, 80 Prozent werden zuhause betreut. Das Projekt „AktivDaheim“ soll das Altern angenehmer gestalten.

Übungen für alle Sinne

Gemeinsam mit der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research und dem Sozialverein Deutschlandsdberg erarbeitete die Firma FameL aus Seiersberg-Pirka das Trainingprogramm amicasa: Dabei gibt es auf Computertablets Übungen für alle Sinne - Videos mit Bewegungsübungen, Puzzles, Memory-Spiele, Lückentexte, Fehlersuchbilder, Rechenaufgaben oder Musikstücke mit Texten zum Mitsingen.

Ein Spiel gegen das Vergessen

ORF

Das Computertrainingsprogramm können Betroffene in Pflegeeinrichtungen mit ihren Betreuern, zu Hause mit ihren Angehörigen oder auch alleine durchführen, und es wird auch vorbeugend gegen Demenz eingesetzt.

„Die Freude wurde immer größer“

In den letzten sechs Monaten wurde amicasa an 25 Personen zwischen 70 und 90 Jahren in den Bezirken Leibnitz und Deutschlandsberg getestet - die 74-jährige Gertrude Neumann ist eine von ihnen. Am Anfang wusste sie nicht viel mit dem Tablet anzufangen, doch die Scheu legte sie bald ab, und jetzt nutzt sie es täglich: „Die Freude daran wurde immer größer, mir gefällt alles an dem Trainingsprogramm. Das Memory Spiel, was merkt man sich gut, die Fragen, das Puzzle, da bin ich schon ganz schnell.“

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Sechs Monate lang getestet

ORF-Steiermark-Reporterin Ulli Enzinger war bei der Präsentation des Computerprogramms dabei und sprach mit Gertrude Neumann

Heute surft Gertrude Neumann im Internet und erinnert ihre Tochter Heidi Sinnitsch an Termine. Diese sieht die Fortschritte ihrer Mutter: „Die Gedächtnisleistung hat sich enorm gesteigert, das Interesse an der Welt im Allgemeinen ist viel größer geworden.“

Gelungene Testphase

Die Probanden wurden nach den sechs Monaten neuropsychologisch untersucht und die Ergebnisse dann mit jenen von Demenzkranken verglichen, die entweder überhaupt kein Training oder herkömmliches Training machen, so Maria Fellner, Projektleiterin von Joanneum Research: „Es geht denen, die mit Tablet trainiert haben, wesentlich besser, als denen, die ohne Tablet trainiert haben, und erst recht im Vergleich zu denen, die gar nicht trainiert haben.“

Kommt im Herbst auf den Markt

Die Ergebnisse des Testlaufs waren so positiv, dass das Trainingsprogramm nun im Herbst auch auf den Markt kommt und von Pflegeeinrichtungen und Privatpersonen gekauft werden kann - für Gertrude Neumann ist jedenfalls klar, dass das Tablet weiterhin ihr täglicher Begleiter bleibt: „Da bin ich wohl ganz sicher dabei.“

Schon vor „dem Vergessen“ forschen

Noch bevor die ersten Symptome von Alzheimer auftauchen, verändert sich das Gehirn. Diese Veränderungen sollen nun mit Hilfe einer kleinen Gruppe von Betroffenen besser erforscht werden: Menschen mit genetisch bedingtem Alzheimer - mehr dazu in Schon vor „dem Vergessen“ forschen (science.ORF.at).

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