Spielwiese Mond: Grazer Mondrover für Gamer

Raumfahrtagenturen wollen schon bald wieder Menschen zum Mond schicken. Am Grazer „SpaceTech“-Masterlehrgang wurde dazu nun ein entsprechendes Mondgefährt konzipiert - das auch den Spielemarkt erobern könnte.

Jan Wörner, der Generaldirektor der ESA, brachte schon vor geraumer Zeit ein Konzept namens „Moon Village“ als Nachfolger der internationalen Raumstation ISS in Diskussion - und im Rahmen ihres berufsbegleitenden Masterlehrganges „SpaceTech“ der Technischen Universität Graz lud die ESA die Teilnehmer ein, Ideen für ein kommerziell rentables Mondgefährt zu entwickeln - die Ergebnisse wurden im niederländischen ESA-Technikzentrum in Noordwijk präsentiert.

Gamer könnten „Mondwürfel“ steuern

Der Grazer LUNATIX-Rover ist rund 150 Kilogramm schwer, hat Solarpaneele und soll fünf Miniroboter auf der Mondoberfläche transportieren sowie als Kommunikationszentrum mit der Erde dienen; Gamer wiederum könnten die zehn Mal zehn Zentimeter kleinen Würfelchen - sogenannte „Nanobots“, die mit jeweils vier Beinchen mit Rädern ausgestattet sind und auch bis zu drei Meter hoch springen können - von der Erde aus steuern: So sieht es zumindest das Konzept der acht „SpaceTech“-Absolventen vor.

Der Lunatix-Rover

APA/Eugen Svoboda/Svoboda EntwicklungsgmbH

„Die Nanobots können als die ersten ‚Bewohner‘ des Monddorfes gedacht werden. Menschen werden sie kontrollieren und durch ihre Kameras das Mond-Erlebnis in der Nähe-Echtzeit-fühlen, also den ersten Schritt zur menschlichen Telepräsenz auf der Mondoberfläche“, hielt das „SpaceTech“-Projektteam in seiner Kurzfassung des sogenannten „LUNATIX“-Konzeptes fest.

„Bewusstsein und Begeisterung erhöhen“

Das Mondgefährt, die Main Mobile Platform (MMP), wird wiederum für die wissenschaftliche Gemeinschaft unterschiedliche Messinstrumente mit sich führen. Das Projekt solle laut den Konzept-Autoren „das Bewusstsein und die Begeisterung der Öffentlichkeit erhöhen“, was den Weg für weitere Expansion auf dem Mond ebnen werde. Ein Launch wäre laut dem LUNATIX-Team für das Jahr 2021 denkbar.

„Am Dienstag haben die Absolventen in Graz ihre Graduierung gefeiert, die ESA hat das Konzept bereits unter ‚Space in Images‘ auf seiner Homepage vorgestellt“, so „SpaceTech“-Lehrgangsleiter Otto Koudelka.

Theorie und Kontakte

Die acht Graduierten stammen alle aus der Raumfahrtbranche, etwa von Airbus Defence & Space, der ESA, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt oder auch dem niederösterreichischen Unternehmen SVOENT, das in der Entwicklung und Herstellung von komplexen und hochgenauen Blechbaugruppen für unterschiedliche Hightech-Anwendungen tätig ist: „Für mich punktet das ‚SpaceTech‘-Studium mit der zeiteffizienten, aber tiefgehenden Theorievermittlung und den vielen Fachkontakten, die wir in ganz Europa knüpfen konnten“, resümierte dessen Geschäftsführer und frisch gebackener Absolvent, Eugen Svoboda.

„SpaceTech“

Der nächste Durchgang startet im März 2018, Bewerbungen sind bereits möglich. Die Gebühr für die drei Semester beläuft sich auf rund 34.000 Euro.

Der englischsprachige Masterlehrgang „Space Systems and Business Engineering“ - kurz „SpaceTech“ - richte sich vor allem an Spezialisten der Raumfahrtbranche, die sich nach mehrjähriger Berufserfahrung auf künftige Führungsaufgaben vorbereiten wollen, schildert Koudelka. Der Weltraumsektor brauche Experten, die nicht nur in technischer Hinsicht glänzen, sondern auch moderne Geschäftspraktiken anwenden und multinationale Teams führen können.

Große Themenbandbreite

Die Themen reichen daher von der Unternehmensführung im Ingenieurswesen zum System Engineering, Satelliten-Navigation und -Geodäsie bis zur Vermittlung interkultureller Kompetenzen. Neben vorbereitenden Online-Einheiten gibt es laut Koudelka zweiwöchige „Intensivsessions“, je Modul an verschiedenen europäischen Weltraumforschungs-Standorten. Abgeschlossen wird mit dem „Master of Engineering“.

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