Experten: Soziale Medien nähren Gewalt

Nach der Messerstecherei Mittwochabend in Fürstenfeld, die ein 18-Jähriger nur knapp überlebt hat, sehen Experten soziale Medien als Wegbereiter von Gewalt. Sie fordern frühes Entgegenwirken schon im Kindergartenalter.

Nach einem Streit kam es Mittwochabend in Fürstenfeld unter drei Berufsschülern in einem Auto zu einer Messerstecherei: Dabei erlitt ein 18-Jähriger lebensgefährliche Verletzungen - mehr dazu in 18-Jähriger von Schulkollegen niedergestochen. In der Nacht auf Donnerstag verletzten Jugendliche in Wien bei einer Messerstecherei einen 19-Jährigen schwer - mehr dazu in Messerstiche: 19-Jähriger schwer verletzt (wien.ORF.at).

Am Montag tötete in Wien ein 18-jähriger Afghane seine 14 Jahre alte Schwester - mehr dazu in „Problematischer Ehrbegriff“ (wien.ORF.at). Wenig später stach ein 23-Jähriger in Klagenfurt seine 18 Jahre alte Exfreundin nieder und verletzte sie lebensgefährlich - mehr dazu in Mann stach mit Messer auf Ex-Freundin ein (kaernten.ORF.at).

Phänomen „Hotspots“

Betrachtet man die aktuelle Kriminalitätsstatistik, dann hat die Zahl der Gewaltdelikte generell abgenommen, auch unter Jugendlichen gibt es aktuell weniger Anzeigen als noch vor einigen Jahren. Was aber auffällt, ist ein Phänomen, das Susanne Pekler, Leiterin des Vereins Neustart, als sogenannte „Hotspots“ bezeichnet.

„Dass es gehäuft bei einzelnen wenigen Jugendlichen - auch sehr früh teilweise schon - zu Straftaten und auch sehr häufigen Straftaten innerhalb eines kurzen Zeitraumes kommt. Dahinter stehen immer massive Problemlagen, etwa in der Familie, in der Schule, dass sie keinen Lehrplatz, keine Arbeit finden und auch gehäuft psychische Probleme bis hin zu psychiatrischen Erkrankungen“, so Pekler.

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ORF-Steiermark-Reporterin Ulli Enzinger hat mit Susanne Pekler gesprochen.

„Gewalt fängt schon beim Sprechen an“

In der Bewährungshilfe betreut der Verein Neustart aktuell fast 1.800 Klienten, ein Drittel sind straffällig gewordene Jugendliche. Die verbale Aggression habe auch durch soziale Medien zugenommen und sei sehr oft Wegbereiter für tatsächliche, körperliche Gewalt, so Pekler.

„Insgesamt hat man den Eindruck, dass vielleicht jetzt auch zu Wahlkampfzeiten unsere Gesellschaft im verbalen Bereich sehr aufrüstet, aufhetzt, hier fängt die Gewalt schon beim Sprechen an. Hier ist die Gesellschaft gefordert, diese Jugendlichen dabei zu unterstützen, dass sie lernen, anders mit Unterschiedlichkeiten, mit Enttäuschungen im Leben umzugehen“, sagte Pekler.

Auch Aufgabe von Kindergarten und Schule

Auch der Messerstecherei unter Berufsschülern Mittwochabend war ein heftiger verbaler Streit vorausgegangen. Fast immer seien Gewaltausbrüche wie in den aktuellen Fällen Impulshandlungen und nicht geplant, sagte Susanne Pekler. Jugendliche müssten lernen, ihre Konflikte gewaltfrei zu lösen, das sei auch Aufgabe von Kindergarten und Schule. Für sogenannte „Problemjugendliche“ forderte die Leiterin von Neustart Alternativen zur Haft - etwa eine bessere Versorgung durch Jugendpsychiater in entsprechenden Einrichtungen.

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