Mord an Ehefrau als Suizid inszeniert: Lebenslang
Das Motiv des Angeklagten dürfte Eifersucht gewesen sein. Das Paar lebte in Trennung, die Frau wollte mit den beiden gemeinsamen Kindern - sechs und acht Jahre alt - ausziehen, um mit einem anderen Mann ein neues Leben zu beginnen.
Am 15. Februar wurde die 30-Jährige dann tot im Heizraum der Familie im oststeirischen Kirchberg an der Raab aufgefunden - der Ehemann selbst hatte Polizei und Rettungskräfte alarmiert. Die Frau hatte ein Elektrokabel um den Hals gebunden, ein Teil des Kabels hing an einem Rohr.
Obduktion ergab Tod durch Ersticken
Vor der Polizei behauptete der Mann, er habe seine Frau leblos hängend vorgefunden, das Kabel durchtrennt und versucht, sie wiederzubeleben. Die Staatsanwaltschaft hatte aber Zweifel an seinen Angaben und ordnete eine Obduktion an. Das Ergebnis: Tod durch Verschließen der Atemöffnungen, aber keine Strangulierungsmerkmale am Hals, die von einem Kabel stammen - daher wurde ein Selbstmord ausgeschlossen.
Indizien laut Staatsanwalt „erdrückend“
Daher warf die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten vor, seine Frau ermordet und die Tat als Selbstmord getarnt zu haben. In der Mordnacht soll es zu einer Auseinandersetzung gekommen sein, im Zuge derer der Beschuldigte die Frau zu Boden gedrückt und erstickt haben soll; danach soll er die Leiche und den vermeintlichen Tatort im Heizraum präpariert haben. Schließlich habe die Frau überhaupt keinen Grund gehabt, sich umzubringen: Sie sei glücklich gewesen und habe einen neuen Lebensabschnitt beginnen wollen, so die Staatsanwältin.
Selbstmord „macht keinen Sinn“
Die Verteidigung bezweifelte dagegen das Ergebnis des gerichtsmedizinischen Gutachtens: Es sei teilweise nicht richtig und falsch interpretiert. Es habe keine Spuren eines Kampfes oder einer Abwehrhandlung ergeben, und freiwillig werde sie sich nicht ermorden haben lassen, so der Verteidiger; er sprach auch die Vermutung aus, dass die neue Beziehung der Frau plötzlich wieder aus gewesen sein soll – für ihn ein mögliches Selbstmordmotiv. Das allerdings verneinte der als Zeuge geladene Liebhaber: Schluss machen sei kein Thema gewesen, der Selbstmord mache überhaupt keinen Sinn.
ORF
Auch die Mutter der Frau sagte, dass für sie ein Selbstmord ihrer Tochter undenkbar sei: „Sie freute sich auf den Auszug.“ Außerdem sei sie in den Monaten davor, als sie sich neu verliebt hatte, fröhlicher und lebenslustiger gewesen. „Sie hätte das allein schon wegen der Kinder nie gemacht“, zeigte sich die Mutter überzeugt.
Beschuldigter bestritt Vorwürfe bis zuletzt
Der Angeklagte blieb am Dienstag bei seiner Version: Die Beziehung sei vorbei gewesen, die Trennung beidseitig beschlossene Sache. „Auch wenn ich gewusst hätte, dass sie einen Liebhaber hat, wäre mir das egal gewesen, und auch finanziell hätte ich eine Scheidung bewältigen können“, so der Mann. Sanitäter und Ärzte, die die Wiederbelebung durchgeführt hatten, sprachen davon, dass sich der Angeklagte in einem psychischen Ausnahmezustand befunden und unter Schock gestanden sei.
Die Geschworenen folgten der Staatsanwältin: Sie verurteilten den 37-Jährigen wegen Mordes zu lebenslanger Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.