Studie: Wie geht es dem Grazer Einzelhandel?

In Graz gibt es rund 2.300 Unternehmen, die im Handel tätig sind. Eine Studie im Auftrag der Stadt hat jetzt untersucht, wie es dem Wirtschaftsstandort Innenstadt und seinem Einzelhandel eigentlich geht.

1,4 Millionen Kunden kommen regelmäßig zum Einkaufen nach Graz - 500 von ihnen befragte die deutsche Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung im Juni und Juli zum Zustand der Grazer Innenstadtentwicklung. Am Mittwoch präsentierte Geschäftsführer Stefan Holl die Ergebnisse.

„Nahversorgung mitplanen“

Demnach gaben 41 Prozent der Befragten als Grund für den Besuch der Grazer Innenstadt den Einkauf in den Einzelhandelsgeschäften an, wichtig ist den Menschen aber eine Stadt der kurzen Wege. „Deshalb auch von uns noch einmal eine ganz gezielte Empfehlung an die Stadt, bei den neuen Wohnquartieren das Thema der Nahversorgung gleich mitzuplanen und mitzuentwickeln“, so Holl.

Fast alles gut - bis auf’s Parken

Grundsätzlich würden die Befragten den Handel, die Dienstleistungen und die allgemeine Atmosphäre sowie die Kinder- oder Seniorenfreundlichkeit gut bewerten, sehr gut kommt aber vor allem das Gastronomieangebot an, sagt Holl; unzufrieden sind aber viele mit einem anderen Thema: „Das ist das Thema Parkmöglichkeiten - da haben wir subjektiv eine sehr schlechte Wahrnehmung in der Bewertung durch unsere Verbraucher.“

Seiersberg saugt hunderte Millionen ab

Untersucht wurde in der Studie auch, wie sich das Einkaufszentrum Shopping City Seiersberg (SCS) auf den Grazer Innenstadthandel auswirkt. Studienautor Joachim Will kommt da zu einem wenig erfreulichen Ergebnis für die Stadt: „Man bedient das selbe Marktgebiet, und der Umsatz, der heute in Seiersberg gemacht wird, ist mit außerordentlich großer Wahrscheinlichkeit Umsatz, der, wenn es Seiersberg nicht geben würde, in Graz landen würde.“

Will nannte auch konkrete Zahlen, wenn Seiersberg nie gebaut worden wäre: „Wir gehen davon aus, dass 70 Prozent des Umsatzes, wenn es die SCS nicht gebe, Umsatz in Graz gewesen wäre - das heißt ein Umsatzentzug für die Stadt Graz von knapp 200 Millionen Euro.“

Nagl will sich für Grazer Handel einsetzen

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) sagte bei der Präsentation der Studie am Mittwoch, er wolle sich um die 2.300 Handelsunternehmen in Graz kümmern, „weil es viele Unternehmer gibt, die durch falsche Rahmenbedingungen wirtschaftlich betroffen sein können, und weil in Graz mindestens 20.000 Personen im Handel arbeiten“. Nagl fordert unter anderem mehr Steuergerechtigkeit im Vergleich zum Internethandel und eine faire Raumordnung.

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