Katalonien: Unsicherheit bei steirischen Firmen

Der Poker um die Unabhängigkeit Kataloniens wirkt sich auch auf steirische Firmen massiv aus - denn die Gegend rund um Barcelona ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Manche überlegen nun, ihre Firmensitze zu verlegen.

Katalonien

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Dienstagabend hat der katalanische Regionalpräsident eine Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet, sie aber gleich wieder ausgesetzt, um einen Dialog mit der Zentralregierung in Madrid zu ermöglichen

Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont hat am Dienstag die Unabhängigkeit seines Landes weiter klar gefordert, vorerst aber ausgesetzt. Katalonien habe das Recht erworben, ein unabhängiger Staat zu sein, sagte er in einer mit Spannung erwarteten Rede vor dem Regionalparlament in Barcelona. Er möchte zunächst jedoch in „Dialog“ mit der spanischen Zentralregierung treten. Diese wies Puigdemonts Erklärung als „inakzeptabel“ zurück - mehr dazu in Aufruf zu Dialog mit Madrid (news.ORF.at).

„Schädlich für das Wirtschaften“

Rund 100 österreichische Unternehmen, darunter zehn steirische, haben Standorte in Katalonien bzw. der Region um Barcelona - etwa Böhler Uddeholm, voestalpine, Motorradhersteller KTM oder die Grazer Motorenschmiede AVL List. Andreas Schmid, Delegierter der Wirtschaftskammer in Barcelona und derzeit in Österreich unterwegs, ortet eine große Verunsicherung wegen der seit Monaten dauernden Diskussion um die Unabhängigkeit: „Grundsätzlich ist jede Art von Rechtsunsicherheit - dazu zählt die politische Unsicherheit bezüglich der Weiterentwicklung - schädlich für das Wirtschaften und die Arbeit der Unternehmen.“

Aufschieben von Investitionen

Ob die Angst bezüglich der Rechtsunsicherheit zur Abwanderung führen könnte? „Der erste Schritt ist sicher immer das Aufschieben von Investitionen und Investitionsentscheidungen. Mit dem Abwandern sind die Firmen noch vorsichtig, zurückhaltend, wir empfehlen das auch. Allerdings gibt es Firmen, die sich einen Plan B zurechtgelegt haben“ - und, so Schmid, überlegen würden, den gesellschaftsrechtlichen Sitz des Unternehmens von Katalonien nach Spanien zu verlegen.

So auch der steirische Motorenentwickler AVL List, der in der Nähe von Barcelona ein Administrations- und Vertriebsbüro mit rund 30 Mitarbeitern hat: Seit ein paar Wochen stehe fest, dass der rechtliche Sitz nach Valladolid verlegt werde, verrät Unternehmenssprecher Michael Ksela: Die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens seien zwar nicht ausschlaggebend für diesen Schritt gewesen, aber ein Teil der Rahmenbedingungen.

„Ausscheiden aus EU für Katalonien Katastrophe“

Laut Schmid wolle sich die Wirtschaft ein Katalonien außerhalb der EU nicht vorstellen - das wäre ein Schaden für Katalonien und Spanien: „Das Ausscheiden aus der EU wäre für Katalonien als Drittland eine Katastrophe.“ Derzeit empfehle man den Unternehmen abzuwarten und nicht in Panik zu geraten.