Mutmaßlicher IS-Geheimagent vor Gericht

Am Grazer Straflandesgericht hat sich am Donnerstag ein 28 Jahre alter Mann wegen der mutmaßlichen Mitgliedschaft in der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) verantworten müssen - ein „hochbrisanter“ Prozess, so der Richter.

Bei Prozessbeginn am Donnerstag waren die Justizwachebeamten maskiert, der Einlass in den Zuschauerraum wurde streng kontrolliert. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, als eine Art Geheimagent Informationen an den IS weitergegeben zu haben; zudem soll er die terroristische Vereinigung finanziell unterstützt haben. „Kaum ein Zeuge wollte freiwillig herkommen“, erklärte der Richter. Der Polizei zufolge soll es seitens der Familie des Angeklagten Drohungen gegen Dritte geben - schlimmer noch: sogar von Toten ist die Rede, von abgeschnittenen Köpfen, sagte der Richter.

Polizisten an IS verraten

Der Beschuldigte bestritt, etwas mit den Drohungen zu tun zu haben - weder er noch jemand aus seiner Familie gehöre dem IS an. Beim Flüchtlingsstrom 2015 ist der 28 Jahre alte Angeklagte mit Hilfe von Schleppern über Ungarn nach Österreich eingereist. Er soll nicht nur IS-Mitglied gewesen sein, sondern auch irakische Polizisten an den IS verraten und erpresst haben, so die Aussage eines Zeugen, der getrennt vom Angeklagten befragt wurde.

Zeuge schildert Brutalität

Der Beschuldigte soll auch für den Tod einer schwangeren Frau im Irak verantwortlich sein - sie habe über Gott gelästert, was der Angeklagte erfahren habe; er habe sie dann an den IS verraten. Die Frau sei im vierten Monat schwanger gewesen und ihr wurde der Kopf abgeschnitten, sagte der Zeuge. Er selbst sei vom Vater des Beschuldigten bedroht worden, wenn er in die Türkei oder den Irak komme, dann werde er sterben.

Weitere Zeugen sollen noch gehört werden - der Prozess wird an zumindest zwei Verhandlungstagen im November fortgeführt.