Kindesentziehung: Verschwinden genau geplant

Vor drei Wochen ist ein in Graz lebender Vater mit seinem sechsjährigen Sohn untergetaucht - die Ermittlungen laufen auf Hochtouren: Nach dem Mann wird weltweit gefahndet; das Verschwinden dürfte er genau geplant haben.

Fahndungsfoto

Polizei

Fahndungsfoto des 43-Jährigen

Vor genau drei Wochen sah die in Graz lebende Mutter ihren sechs Jahre alten Sohn zum letzten Mal: An diesem Freitag war der Bub wie gewohnt von seinem Vater vom Kindergarten abgeholt worden, wurde jedoch nicht mehr zurückgebracht. Ein Streit nach der Scheidung des aus dem Iran stammenden Paares dürfte der Grund für die Kindesentziehung sein - mehr dazu in Kindesentziehung: Sechsjähriger Bub vermisst (2.11.2017).

Ex-Frau immer wieder gedroht

Der 43 Jahre alte Iraner dürfte sein Verschwinden genau geplant haben: Laut Polizei räumte er seine Wohnung und informierte sogar das AMS, dass er demnächst im Ausland arbeiten werde. Immer wieder soll er seiner Ex-Frau damit gedroht haben, den gemeinsamen Sohn mit sich in den Iran zu nehmen. Schließlich wurde der Albtraum der Frau wahr.

Nur ein paar wenige Sprachnachrichten verschickte ihr Ex-Mann seit seinem Untertauchen - allerdings über Internet-Nachrichtendienste, durch die sich sein Aufenthaltsort nicht herausfinden lässt.

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Der gesuchte Sechsjährige

„Haben noch keinen Anhaltspunkt“

Die Ermittler sind dennoch überzeugt, dass der Vater sein Ziel, in den Iran zu reisen, noch nicht erreicht hat, schildert Gerd Mokoru von der Kriminalpolizei: „Ich nehme an, dass der Vater ganz genau weiß, was er tut und sich auch ungefähr vorstellen kann, was die Polizei macht. Wir haben derzeit noch keinen Anhaltspunkt, wo er sich genau aufhalten könnte. Ich kann nur sagen, dass es für mich - aufgrund der derzeitigen Erhebungen - so aussieht, dass er sich in Österreich, in Wien, aufhält.“

Vater und Sohn

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Die Polizei bittet um zweckdienliche Hinweise unter der Telefonnummer 059 133 / 650

Als Asylberechtigter ohne Dokumente erhielt der Vater einen sogenannten Konventionsreisepass, mit dem er nicht in sein Heimatland, den Iran, zurückreisen kann. Will er auf legalem Weg Pässe für sich und seinen Sohn besorgen, muss er zu einer Iranischen Botschaft, etwa in Wien.

Kooperation mit Österreich unklar

Ob diese aber mit den österreichischen Behörden kooperieren wird, ist laut Mokoru fraglich: „Wenn es ihm gelingt, dass er dort Reisedokumente erlangt, sollte es so sein, dass die iranische Botschaft uns das mitteilt. Aber ich kann nicht sagen, wie das gehandhabt wird, das ist Territorialgebiet des Irans. Natürlich haben wir auch andere Möglichkeiten eingeleitet, zu überwachen, ob er die Iranische Botschaft betritt und dort versucht, Reisedokumente zu erlangen.“

Jährlich gibt es in Österreich zwei bis drei Fälle dieser Art in Österreich, so der Ermittler. Durch die Veröffentlichung der Fotos erhofft er sich Hinweise, die zu dem vermissten Sechsjährigen führen.