Doppelmord: Suche im Freilichtmuseum beendet

Auf der Suche nach dem mutmaßlichen Doppelmörder von Stiwoll hat die Polizei am Dienstag das Freilichtmuseum Stübing durchkämmt. Mittlerweile wurde der Einsatz beendet. Das Bundesheer soll indes mit Spezialfahrzeugen helfen.

Die Polizei vermutet den gesuchten 66-Jährigen in der näheren oder weiteren Umgebung von Stiwoll, zu der auch das 60 Hektar große Gelände des Freilichtmuseums in Stübing zählt. Es ist rund acht Kilometer Luftlinie nordöstlich von Stiwoll gelegen und durch ein durchgehendes Waldgebiet mit diesem verbunden. Im westlichen Ende des Museums führt ein Wanderweg durch einen Zaun ins Gelände.

Der Doppelmord von Stiwoll

Suche abgebrochen

Nachforschungen der Sonderkommission hatten zutage gebracht, dass der Flüchtige vor Jahren im Freilichtmuseum in Stübing ausgeholfen hatte. Der Verdächtige könnte den Umstand genutzt haben, dass sich in dem seit 31. Oktober geschlossenen Museum keine Besucher aufhalten. Mittlerweile wurde die Suche - man hatte rund hundert bäuerlich-ländliche Bauten durchforstet - jedoch ohne Erfolg wieder abgebrochen. Damit geht der Großeinsatz von Polizei und Cobra weiter.

Bundesheer soll helfen

Seit Dienstagvormittag gibt es vom Verteidigungsministerium nun auch grünes Licht für einen offiziellen Assistenzeinsatz des Bundesheeres bei der Fahndung. In der Grazer Gablenz-Kaserne stehen damit zwei vom südsteirischen Jägerbataillon 17 in Strass gestellte Spezialfahrzeuge samt Soldaten bereit, um bei der Suche zu helfen.

Fordert die Polizei die zwei gepanzerten und mit Wärmebild- und Tageslichtkameras ausgestatteten Fahrzeuge vom Typ Husar bei Bedarf an, sind sie innerhalb von 15 bis 20 Minuten im Raum Stiwoll. Die Tageslichtkamera des „Light Multirole Vehicle“ (LMV) soll bei der Suche bis zu 26-fach vergrößerte Bilder liefern. „Bei optimaler Sicht kann über die Tageslichtkamera eine Bewegung bis zu zwölf Kilometer Entfernung erkannt werden“, so Christian Fiedler vom Militärkommando Steiermark.

Schwer gepanzert

Auch die Wärmebildkamera für den Einsatz bei Nacht und schlechter Sicht soll eine Identifikation bis zu einer Entfernung von vier oder fünf Kilometern ermöglichen: „Der Operator an der Kamera kann dann sagen, die Wärmequelle ist ein Mensch“, so Fiedler. Nur bei dichtem Nebel ist die Wirkung eingeschränkt - dann ist es nicht mehr möglich, zwischen Mensch, Tier und etwa einem Verbrennungsmotor exakt zu unterscheiden.

Zur Besatzung eines Husar gehören ein Kommandant, ein Fahrer und eben der Soldat, der die Kameras bedient. Die Zelle des Fahrzeugs ist gegen Beschuss bis zum Kaliber 12,7 Millimeter geschützt, was dem überschweren Maschinengewehr des Heeres entsprechen würde. Bei der Polizei geht man davon aus, dass der Flüchtige ein Kleinkalibergewehr bei sich hat.

Der gesuchte Täter

Polizei

Der gesuchte Mann

Eine zeitlich begrenzte Dauer des Einsatzes gebe es vorerst nicht, wurde vom Heer mitgeteilt. Die Fahrzeuge sollen je nach Erkenntnisstand und Anlass eingesetzt werden, so Polizeisprecher Jürgen Lamb - die Einsatzführung obliege dann der Polizei, die Besatzung besteht aus Berufssoldaten.

Begräbnis des zweiten Opfers

Beim Begräbnis des zweiten Opfers des Todesschützen, einer 55-jährigen Frau, wurden am Dienstag die gleichen Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt wie bei der Beerdigung des 64-jährigen männlichen Opfers am Samstag: Die Trauergäste wurden von uniformierten Beamten sowie Zivilpolizisten beschützt. Das Kriseninterventionsteam war ebenfalls an Ort und Stelle, um Trost und Hilfe anzubieten.

Einbruch weiterhin ungeklärt

Die Sonderkommission „Friedrich“ arbeitet unterdessen mit Hunderten Spezialisten weiter - mehr dazu in SoKo „Friedrich“ sucht nach Verdächtigem: Sämtlichen Hinweisen wird nachgegangen, immer wieder kommt es zu Durchsuchungen, heißt es von der Polizei. Keine neuen Erkenntnisse gab es zu dem Einbruch in ein Objekt nahe Stiwoll am Samstagabend: Bisher lasse sich nicht feststellen, ob aus der dortigen Tiefkühltruhe etwas entwendet wurde oder nicht - mehr dazu in Stiwoll: Kindergarten und Schule wieder offen.

Das Interesse an dem Fall ist jedenfalls weiter groß: Bei einer Informationsveranstaltung Montagabend im Ortsteil St. Pankrazen waren Dutzende Interessierte dabei. Ziel der Polizei ist es, die Bevölkerung so gut wie aus ermittlungstaktischer Sicht möglich zu informieren, heißt es.

Der gesuchte Mann hatte am 29. Oktober mit einem Gewehr das Feuer auf seine Nachbarn eröffnet: Eine 55 Jahre alte Frau und ein 64-jähriger Mann starben, eine weitere Anrainerin wollte fliehen und wurde schwer verletzt, sie ist außer Lebensgefahr - mehr dazu in Zwei Menschen in Stiwoll erschossen.