Zu viel Zucker: Grazer suchen neue Verwendung

Aufgrund erwarteter Überproduktion forschen das Biotechnologie-Kompetenzzentrum acib und die TU Graz derzeit intensiv an neuen Verwertungsmöglichkeiten für Zucker - etwa in Kosmetika oder Bio-Plastikflaschen.

Seitdem Ende September die EU-Zuckermarktordnung ausgelaufen ist, gelten keine Mindestpreise für Zucker mehr. Dieser Umstand und ein erhöhtes Gesundheitsbewusstsein der Konsumenten werde in den nächsten Jahren eine Überproduktion von Zucker in der Größenordnung von 300.000 Tonnen pro Jahr mit sich bringen, hieß es am Dienstag bei der Vorstellung des neuen Forschungsprojekts Carbafin, das mit einem Budget von mehr als sechs Millionen Euro für eine Laufzeit von vier Jahren angelegt wurde.

Zucker als besonderer Rohstoff

Der Haushaltszucker Saccharose sei ein ausgezeichneter Rohstoff, um neue Verbindungen herzustellen, erklärte Bernd Nidetzky, Projektkoordinator am Biotechnologie-Kompetenzzentrum acib. Die Saccharose wird - vereinfacht - mit Hilfe von Enzymen auf ein anderes Molekül übertragen.

Zuckerrüben, Rübenbauern, Rüben

ORF

Saccharose kann direkt aus der Zuckerrübe gewonnen werden

Neue Verwendungsmöglichkeiten seien die Folge, so Nidetzky: „Wir denken zum Beispiel an Additive für Kosmetika, wo diese Zucker funktionelle Eigenschaften haben - zum Beispiel Hautfeuchtemittel, die hier verwendet werden können, oder neue Lebensmittel- oder Tierfuttermittelzusatzstoffe mit einer dementsprechenden gesundheitsrelevanten Wirkung.“

Auf die Frage, ob der Zucker dabei seine gesundheitsschädigenden Eigenschaften verliere, heißt es „im Grunde ja“. Die neuen Verbindungen hätten nämlich Eigenschaften, die der ursprüngliche Zucker nicht hatte. So könnten sich laut Nidetzky etwa günstige Darmbakterien durch die Aufnahme der neuen Verbindungen vermehren. Aus dem zweiten Zuckerteil, der Fructose, könne man wiederum biologisch abbaubare Plastiktrinkflaschen herstellen, so die Forscher.

„Ergebnisse werden Wirtschaftsstandort stärken“

Für Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl sind Projekte wie dieses wichtig für den Forschungsstandort Steiermark, der internationale Relevanz habe: „Das wird mit diesem Projekt einmal mehr gezeigt, wo wir auch internationale Hochschulpartner und internationale Industriebetriebe mit an Bord haben. Die Ergebnisse, die aus diesem Projekt hervorkommen, werden auch den Wirtschaftsstandort Steiermark stärken. Denn auch die heimischen Firmen werden die neuen Anwendungsmöglichkeiten von Zucker in ihren Produkten brauchen können.“

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