Caritas-Kampagnenstart mit Appell an Regierung

Die Caritas startet ihre alljährliche November-Kampagne für Menschen in Not in Österreich. Der steirische Caritas-Direktor Herbert Beiglböck appellierte an die Regierung, keine Maßnahmen auf Kosten der Schwächsten zu setzen.

Am Donnerstag fiel der Startschuss zur November-Kampagne der Caritas. Mit den Spenden sollen Menschen in Österreich unterstützt werden, die als arm oder armutsgefährdet gelten und oft zu wenig Geld für Wohnen und Heizen haben.

Rund 220.000 Euro sind bei der Caritas-Inlandskampagne im Vorjahr in der Steiermark zusammengekommen. Ein ähnliches Ergebnis erhofft man sich auch für heuer.

Mehr als eine Million Menschen

Jeder siebente Mensch in Österreich, das sind in Summe rund 410.000 Personen, ist von Armut und Ausgrenzung betroffen. Rund 800.000 Menschen sind akut armutsgefährdet. Armut sei oft erst auf den zweiten Blick sichtbar, meist spielten sich Existenzsorgen und Nöte hinter verschlossenen Türen ab, hieß es bei der Präsentation der Kampagne.

Armut schleicht sich an

„Armut ist nicht immer sichtbar, schleicht sich auf verschiedenen Wegen, manchmal ganz behutsam an. Die großen Fragen, die man nicht sofort sieht, wenn die Heizung nicht funktioniert, die Energiekosten nicht bezahlt werden können - das ist der Alltag, den wir täglich erleben“, sagte der steirische Caritas-Direktor Herbert Beiglböck.

Für Alltagskosten und Einrichtungen

Die Spenden werden direkt in die Finanzierung der Alltagskosten der Bedürftigen und in das vielseitige Caritas-Hilfsangebot fließen, etwa auch in die Notschlafstellen. Das „Haus Franziska“, die Notschlafstelle für Frauen, dürfte auch in diesem Winter wieder ausgelastet sein, sagte die Leiterin des Hauses, Carmen Brugger. „Wir hatten im Vorjahr rund 8.400 Übernachtungen, rund 300 Frauen und 100 Kinder.“

Männer in Übergangsquartier

Für die Männernotschlafstelle, die aus der Grazer Keplerstraße ausziehen musste - mehr dazu in Standort für Grazer Winternotschlafstelle gesucht, wird es in diesem Winter eine Übergangslösung geben. Bei der „Arche 38“ wird zusätzlich ein kleines Containerdorf errichtet. Details dazu werden Ende November bekanntgegeben.

Appell an Koalitionsverhandler

Beiglböck appellierte auch an die Koalitionsverhandler in Wien, dass die Errungenschaften des Sozialstaates nicht infrage gestellt werden. Mit der Armut und der Mindestsicherung sei Wahlkampf gemacht worden; das Ausspielen von Gruppen gefährde den sozialen Frieden; so Beiglböck: „Wer auf Kosten der Benachteiligten und sozial Schwächeren diese Debatten führt, befeuert gesellschaftliche Brandherde. Daher wollen wir als Caritas nicht nur Feuerwehr sein, sondern an manchen Stellen auch Brandmelder.“

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