Neue „Hauptschlagader“ setzt Graz unter Strom
Die Bevölkerung und die Wirtschaft im Großraum Graz wachsen enorm, und trotz zahlreicher Energieeffizienzmaßnahmen steigt damit auch der Strombedarf. Der neue 110-kV-Kabelring soll das Rückgrat der Energieversorgung in der steirischen Landeshauptstadt bis zum Jahr 2070 sein, hieß es vom Landesenergieversorger Energie Steiermark - am Montag wurde das Projekt feierlich „unter Strom gesetzt“.
Hochspannungstunnel durch Stadt- und Waldgebiet
15 Jahre dauerte die Umsetzung des von Energie Steiermark und Energienetze Steiermark initiierten Projekts, 70 Millionen Euro wurden in den Bau des 110-kV-Kabelrings investiert. Rund um die Jahrtausendwende sei klar geworden, dass das alte Leitungsnetz durch die wachsende Zahl an Stromkunden bald seine Kapazitätsgrenze erreichen werde, sagte der Vorstandssprecher der Energie Steiermark, Christian Purrer: „Daher mussten wir rechtzeitig vorsorgen. 2002 wurde daher mit der Planung eines neuen Kabelrings begonnen, in enger Kooperation mit der Stadt Graz.“
Energie Steiermark
Die Baumaßnahmen waren eine besondere Herausforderung für das Projektteam, gingen sie doch im Herzen der steirischen Landeshauptstadt über die Bühne - zum Teil auf, zum Teil unter den am stärksten befahrenen Straßen.
19 Kilometer Leitungstrasse
Die Leitungstrasse des Kabelrings ist insgesamt 19 Kilometer lang und verläuft in einer Art Kreis unter der gesamten Stadt. In der Trasse liegen 65 Kilometer modernste Hochleistungskabel. Der Hochspannungstunnel verläuft unter vielbefahrenen Straßen und auch durch städtische Waldgebiete - hier hat man durch umfangreiche Öko-Maßnahmen den Naturraum speziell geschützt. „Der Großteil der Aufträge aus der Gesamtinvestition ging übrigens an heimische Unternehmen, das ist ein wesentlicher Beitrag zur regionalen Wertschöpfung“, betonte Purrer.
Energie Steiermark
Zweites Rohrsystem garantiert weitere 50 Jahre
Beim Bau des neuen Kabelrings wurde besonderes Augenmerk auf eine langfristige Versorgungslösung gelegt, so Energie-Steiermark-Vorstandsdirektor Martin Graf: „Aus heutiger Sicht wird die Kapazität des neuen Kabelrings die Stromversorgung der Stadt zumindest für die nächsten 50 Jahre garantieren.“
Aber auch für die Zeit danach ist bereits jetzt vorgesorgt: „Durch die Verlegung eines zweiten Rohrsystems, das jederzeit ohne weitere Grabungen befüllt werden kann, haben wir die Möglichkeit, in kurzer Zeit einen zweiten Ring zu aktivieren und damit die Kapazität zu verdoppeln - diese reicht dann mindestens für die nächsten 100 Jahre“, so Graf.
Quantensprung in Sachen Leistung
Mit der neuen „Strom-Hauptschlagader“ kann für die Grazer Energieversorgung ein Quantensprung in Sachen Leistung erreicht werden: Neben der stark steigenden Zahl der Haushalte sind vor allem energieintensive Kunden wie etwa das Landeskrankenhaus Graz, Magna oder die Marienhütte damit auf dem modernsten Stand der Netz-Infrastruktur.
Eigentümervertreter Michael Schickhofer (SPÖ) betonte bei der Inbetriebnahme die hohe Bedeutung der Energie-Infrastruktur als Standortfaktor: „Versorgungssicherheit spielt sowohl für Privathaushalte als auch für die Unternehmen im Großraum Graz eine wesentliche Rolle und bestimmt die Attraktivität bei Ansiedelungen. Wir freuen uns, dass wir mit dieser Groß-Investition einerseits den enorm wachsenden Anforderungen des Landeskrankenhauses und des Med-Campus gerecht werden und gleichzeitig einen wesentlichen wirtschaftlichen Impuls leisten konnten.“ Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) hob bei der Inbetriebnahme die „vorbildliche Zusammenarbeit zwischen den Institutionen der Stadt Graz und der Energie Steiermark bei diesem Projekt“ hervor.