Missbrauch: Sportverbände wollen sensibilisieren

In der Diskussion rund um sexuellen Missbrauch wollen die Sportverbände stärker sensibilisieren. Dabei zeigt sich aber auch, wie vage oft gerade im Sport die Grenze zwischen respektvollem Umgang und einem Übergriff ist.

Sexueller Missbrauch und Belästigung sind im Österreichischen Skiverband (ÖSV) zumindest in den 70er-Jahren offenbar kein Einzelphänomen, sondern weit verbreitet gewesen. Das legen die Aussagen einer zweiten Ex-Skikrennläuferin nahe, die gegenüber dem „Standard“ nun ihr Schweigen brach - mehr dazu in Verein sieht Handlungsbedarf bei ÖSV (news.ORF.at) und in Missbrauchsvorwürfe: Jetzt wird ermittelt (tirol.ORF.at).

„Präventiv arbeiten“

Im steirischen Skiverband sei in den vergangenen 30 Jahren kein einziger Fall eines sexuellen Übergriffs bekanntgeworden, sagt Geschäftsführerin Manuela Schwarz. Dennoch werde man - aufgrund der Missbrauchsvorwürfe im ÖSV - das Thema aufgreifen und gemeinsam mit Sportpsychologen Workshops anbieten, um zu sensibilisieren - allerdings erst nach der aktuellen Rennsaison: „Ich glaube, es geht wirklich darum, dass man präventiv arbeitet, für das Thema sensibilisiert und dass sich der- oder diejenige, wenn eine Grenze erreicht ist, einfach traut, Nein zu sagen - ich glaube, das ist wirklich wichtig an diesem Punkt.“

Im steirischen Nachwuchsskisport werden Trainingslager seit einigen Jahren auch immer von Trainerinnen begleitet, damit unter 16-Jährige auch eine weibliche Ansprechperson und Stütze haben.

Sportunion: Prävention Teil der Trainerausbildung

Die Sportunion Steiermark, die 700 Vereine unter ihrem Dach vereint, hat bereits vor den Vorwürfen im ÖSV zwei Sportpsychologinnen ausgebildet, die den Vereinen zur Verfügung stehen und auch Ausbildungen zum Thema anbieten; Prävention von sexuellem Missbrauch im Sport sei außerdem fixer Bestandteil in der Ausbildung zum Trainer oder Übungsleiter, sagt Sportunion-Landesgeschäftsführer Markus Pichler.

Viele Trainer verunsichert

Die aktuelle Diskussion habe aber auch eine breite Verunsicherung unter Trainern ausgelöst: In vielen Sportarten - etwa in der Leichtathletik - sei körperlicher Kontakt zwischen Trainer und Sportlern unumgänglich. „Ich muss als Trainer Hilfestellungen geben, ich muss Anweisungen geben, Korrekturen machen, wo es einfach zu einem Körperkontakt kommt, und das verunsichert schon unsere Trainer: Wenn ich das mache, ist das etwas, das ich nicht tun sollte oder ist das noch absolut ok?“, so Pichler.

Sport nicht unter Generalverdacht stellen

Sensibilisieren und genauer hinschauen, aber den Sport nicht unter Generalverdacht stellen - so heißt es von den steirischen Sportverbänden, die aufgrund einzelner - wie betont wird, zu verurteilender - Fälle die positive Wirkung des Sportes nicht überschattet sehen wollen.

Links: