Hochschülervertreter gegen Gebühren-Pläne

ÖVP und FPÖ wollen laut mehreren Medienberichten wieder allgemeine Studiengebühren einführen. Die Grazer Hochschülerschaften sprachen sich am Freitag entschieden gegen diese Pläne aus.

Die Verhandlungsteams von Schwarz-Blau haben sich darauf geeinigt, ab dem Wintersemester 2018 flächendeckende Studiengebühren einzuführen - mehr dazu in Letzte Details vor Klärung.

Gegen „Kaderschmieden“

“Flächendeckende Studiengebühren werden vor allem jene Studierende unglaublich stark treffen, die sich bereits jetzt nur mit Müh und Not ein Studium leisten können. Wir werden nicht zulassen, dass Schwarz-Blau die Universitäten zu reinen Kaderschmieden verkommen lässt. Bildung muss für alle frei zugänglich sein", so Georg Rudelstorfer, Vorsitzender der HTU Graz.

„Gerade erwerbstätige Studierende trifft es“

“Gerade erwerbstätige Studierende werden durch diese Maßnahme besonders hart getroffen", so Rudelstorfer. "Die Studierendensozialerhebung 2015 zeigt, dass bereits über 60 Prozent der Studentinnen und Studenten in Österreich arbeiten müssen, um sich ihr Studium finanzieren zu können. Für sie wird es durch die Einführung der Gebühren zu noch höheren Kosten und dadurch zu weiteren zeitlichen Verzögerungen kommen.”

ÖH Uni Graz: Restriktive Schritte

Auch die ÖH Uni Graz äußert starke Bedenken im Bezug auf die Pläne der zukünftigen Bundesregierung. “Als zweitgrößte Hochschule in Österreich sind bei uns besonders viele Studierende von der Maßnahme betroffen”, sagte Bernhard Wieser, Vorsitzender der ÖH Uni Graz. “Gerade was den Entwicklungsverbund Süd-Ost und die PädagogInnenbildung Neu betrifft, ist die Einführung flächendeckender Studiengebühren ein herber Schlag. Die Mobilität der Studierenden innerhalb des Verbundes wird bei derartig restriktiven Schritten stark abnehmen, da sich die Studentinnen und Studenten auf einen raschen Abschluss konzentrieren müssen. Für einen Blick über den Tellerrand wird da keine Zeit mehr bleiben”, meinte Wieser.

„Katastrophale Folgen für Kulturnation“

Kunstuniversitäten, die von internationalen Studierenden leben, würden durch die angekündigten Studiengebühren besonders stark geschwächt werden. “Der Betrieb von Kunstuniversitäten ist in Österreich ohne internationale Studierende nicht vorstellbar”, gab Ivan Trenev, Vorsitzender der ÖH-KUG, zu bedenken. “Die Einführung flächendeckender Gebühren hätte katastrophale Folgen für Österreich als Kulturnation im Allgemeinen und für die österreichischen Kunstuniversitäten im Speziellen. Ob man sich von dieser nachhaltigen Schwächung erholen könnte, ist zu bezweifeln.”

ÖH Med Uni: Grund vorgeschoben

Das Argument der Steuerentlastung lässt Julia von der Linden, Vorsitzende der ÖH Med Graz, nicht gelten: “Der vorgeschobene Grund, dass durch dieses Modell der Studiengebühren Absolventinnen und Absolventen in Österreich gehalten werden sollen, ist absurd. Wenn Medizinerinnen und Mediziner beispielsweise in Deutschland oder in der Schweiz durchschnittlich mehr verdienen, bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Ausbildung vorfinden, ist auch eine ‘Steuererleichterung’ kein Grund, in Österreich zu bleiben. Außerdem machen wir Medizinstudierende etwa fünf Prozent aller Studierenden in Österreich aus - nur 20 Prozent davon sind Deutsche. Was uns hier als Erleichterung verkauft werden soll, ist nichts anderes als ein Druckmittel.”

Blockade von sozial Schwächeren

Ein Gebührensystem, das dezidiert nicht der Finanzierung der Hochschulen selbst dienen soll, sei eine reine Blockademaßnahme gegenüber den sozial Schwächeren, sagten die Hochschülervertreter. “Wie sonst will man diesen Schritt argumentieren? Was hier betrieben wird, ist Ausgrenzung auf dem Rücken der Schwächsten in der Gesellschaft. So etwas wird es mit uns sicher nicht geben”, hieß es.

SPÖ: „Bildungspolitischer Unfug“

Zu Wort meldete sich auch der Grazer SPÖ-Klubvorsitzende Michael Ehmann: Er wertet die Pläne als „Anschlag gegen den freien Bildungszugang und gegen jegliche Chancengleichheit“. Von der Grazer „Fliederkoalition“ erwarte er „im Sinne der Hochschulstadt Graz und Zehntausender Studierender, diesem bildungspolitischen Unfug ihrer Bundesfreunde“ Einhalt zu gebieten, so Ehmann.

Links: