Graden: Kurzschluss als Brandursache vermutet

Ein Kurzschluss soll den tragischen Brand am Stephanitag im weststeirischen Graden ausgelöst haben. Wie die Arbeit der Brandermittler weiter abläuft, schildert der stv. Leiter der Brandgruppe im Landeskriminalamt.

Brand in Graden

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Nach dem Brand erinnert oberhalb von Graden nur noch eine Ruine an den ehemaligen Bergbauernhof der Familie

Laut Brandexperten ist das Feuer im Vorraum des Erdgeschosses des Bauernhauses in Graden im Bezirk Voitsberg ausgebrochen. Dort waren sowohl der Schaltkasten als auch eine Kühltruhe. Zudem könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass die verstorbene 70 Jahre alte Hausbesitzerin dort auch eine Kerze angezündet haben könnte. Donnerstagvormittag vermutete man jedoch eher einen Kurzschluss als Ursache für den Brand, bei dem zwei Frauen und ein zweijähriger Bub ums Leben kamen - mehr dazu in Drei Tote nach Brand in Köflach.

Schauen, „dass man ein Bild bekommt“

Harald Stranz, stellvertretender Leiter der Brandgruppe im Landeskriminalamt und damit „zuständig für Großbrände, Brandstiftungen, Explosionen und Brandleichen“, ist in die Ermittlungen nach dem Brand in Graden eingebunden und schildert zur Arbeit der Brandermittler: „Tatsache ist, dass wir immer in verschiedenen Teams arbeiten, so wie jetzt in Graden. Wir sind immer zu zweit von der Brandgruppe, es sind auch immer zwei von der Tatortgruppe, natürlich die Brandmittelspürhunde. Es ist immer ein Brandsachverständiger über Auftrag der Staatsanwaltschaft vor Ort. Dann schaut man, dass man ein Bild bekommt.“

Brand in Graden

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In Zweier-Teams werden die Brandermittlungen durchgeführt

Der Weg dorthin führt die Ermittler oft durch einen Berg aus Schutt und Asche, so auch in Graden: „Man muss sich das vorstellen: Das ist ein dreigeschossiges Gebäude - Keller, Erdgeschoß und Obergeschoß. Und das Obergeschoss ist komplett in das Erdgeschoß hinuntergebrochen. Mit Schaufel und Hacke muss man das durchwühlen, dann wird von uns das Spurenmaterial sichergestellt und ausgewertet.“

Kleinste Teilchen als wichtige Beweise

Kleinste Teilchen aus einer Brandruine können zu wichtigen Beweisen werden, so Stranz, der als erfahrener Ermittler seine Arbeit so zusammenfasst: „Jeder Brand ist anders. Es gibt immer wieder Überraschungen. Es gibt nichts, was es nicht gibt.“

Parallel dazu werden Zeugenaussagen aufgenommen und ausgewertet. Demnach hat ein 33-Jähriger das Feuer im Haus entdeckt und konnte sich mit seiner 29-jährigen Lebensgefährtin und vier Kindern im Alter von fünf bis acht Jahren ins Freie retten - sie hatten alle im Obergeschoß geschlafen und gelangten über einen Balkon in Sicherheit. Der Mann war laut Jürgen Haas von der Landespolizeidirektion Steiermark von dort heruntergeklettert, um eine Leiter zu holen, über die seine Familie den Flammen entkommen konnte. Das hatten erste Befragungen des 33-Jährigen ergeben - seine Frau konnte noch nicht befragt werden.

Obduktionen erst am Freitag abgeschlossen

Die Großmutter, eine pflegebedürftige 77-Jährige sowie der zweijährige Sohn der 29-Jährigen wurden jedoch im Erdgeschoß von den Flammen eingeschlossen. Sie konnten nur noch tot aufgefunden werden.

Die Obduktionen werden indessen vermutlich erst am Freitag abgeschlossen sein, so Stranz. Er schilderte, dass die 70-Jährige sich offenbar noch vor den Rauchgasen ins Freie retten wollte, denn sie wurde im Vorraum kurz vor der Haustür auf dem Boden liegend gefunden. Die 77-jährige pflegebedürftige Angehörige starb in ihrem Bett, der zweijährige Enkel der Hausbesitzerin im Gitterbett. Ein Fremdverschulden wurde von den Ermittlern ausgeschlossen.

Welle an Hilfsbereitschaft

Im Ort Graden ist indes eine Welle der Hilfsbereitschaft angelaufen: Das Schicksal der Familie beschäftigt die Menschen in dem 400-Einwohner-Ort. So wurde im ehemaligen Gemeindeamt vom Elternverein der Volkschule eine Sammelzentrale eingerichtet, um für die Betroffenen zu sammeln.

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Anteilnahme und Soforthilfe:

In Graden will man der Familie mit Sach- und Geldspenden helfen.

Unterstützung hat auch das Land zugesagt, die Gemeinde Köflach hat Spendenkonten eingerichtet, hilft bei Behördenwegen und der Suche nach einem neuen Zuhause.