Silvesterböller und Raketen: Unterschätzte Gefahr

In Ballungszentren wird das Abschussverbot von Raketen zu Silvester oft ignoriert - damit steigt die Feinstaubbelastung um das Zehnfache an. In den Krankenhäusern kämpft man indes um Gliedmaßen und gegen Verbrennungen.

Dass Knaller in der Hand explodieren oder Raketen das Gesicht streifen, gehört rund um Silvester zu den häufigsten Ursachen für schwere Verletzungen: „Vor allem sind diese Gewebsdefekte, die hier entstehen, extrem schwierig und teilweise nicht erfolgreich zu behandeln. Das heißt, es kommt zu vielen Amputationen von Fingeranteilen oder Anteilen der Hand“, warnt Aurel Krauß, Unfallchirurg am UKH Graz.

Er betont kurz vor Neujahr: „Handverletzungen durch Sprengladungen oder Verbrennungen sind eklatant höher. Unterm Jahr sieht man Sprengverletzungen wirklich nur als echte Rarität.“ Dabei würden viele Verletzungen unter Alkoholeinfluss passieren, „und wenn man am 1. Jänner Dienst hat, kommen genug Leute, die sagen: ‚Ich weiß nicht, wie es passiert ist‘“, so Krauß.

Zehnfache Feinstaubbelastung

Unter der Silvesterknallerei leidet auch die Luftgüte: „Im Zuge eines jeden Jahreswechsels steigen die Feinstaubwerte in den Ballungsgebieten der Steiermark ungefähr um das Zehnfache des üblicherweise zu erwartenden Wertes - und je nach Wetterlage dauern diese Belastungen mehrere Tage an“, betont Gerhard Semmelrock aus der zuständigen Abteilung des Landes.

Feuerwerk Raketen Böller Kracher

APA/Hans Punz

Auch Umweltlandesrat Anton Lang (SPÖ) will der Bevölkerung die negativen Aspekte der Silvesterknallerei ins Bewusstsein rufen: „Wir haben viele Verletzte, verschreckte Tiere, eine hohe Umweltbelastung - das brauchen wir alles nicht. Darum mein Appell: Verzichten wir auf die sinnlose Silvesterknallerei und das Abschießen von Raketen.“

Strafen bis zu 10.000 Euro

Tierschutzombudsfrau Barbara Fiala-Köck betont: „Auch Wildtiere empfinden Feuerwerke und diese extrem auftretenden Lärmbelastungen als unglaublichen Stress. Gerade im Winter ist das Wild auf die Aufrechterhaltung der eigenen Ressourcen angewiesen. Diese auftretenden Ereignisse verschrecken das Wild: Es kommt zu langen Fluchten, sie verbrauchen unnötig Energie. Das kann sogar bis zum Tod der Wildtiere führen.“

In der Feierlaune wird auch oft vergessen, dass das Abfeuern bestimmter Feuerwerkskörper im Ortsgebiet - auch im eigenen Garten - verboten ist, und das kann teuer werden: Wer gegen die Bestimmungen des Pyrotechnikgesetzes verstößt, muss laut Polizei mit einer Geldstrafe von bis zu 10.000 Euro rechnen.

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