Kulm an der Kippe: Land sieht Bund gefordert

Hubert Neuper sieht das Skifliegen auf dem Kulm in Bad Mitterndorf an der Kippe. Die steirische Landespolitik will jedenfalls daran festhalten, möchte aber ein Ganzjahreskonzept und sieht auch den Bund gefordert.

Die verschärften Compliance-Regeln und auch andere Gesetzgebungen machen das Veranstalten immer schwieriger, sagte Hubert Neuper am Sonntag. Der 57-jährige Steirer sieht das Skifliegen am Kulm nach 27 Weltcupbewerben - der Bewerb am Sonntag musste wegen Wind abgesagt werden - an einer Grenze der Finanzierbarkeit angelangt.

„Österreich muss sich entscheiden“

„Österreich muss sich generell entscheiden, ob man so etwas machen will. Wir arbeiten gern, und es ist uns auch nichts zu blöd, dass wir Geld auftreiben“, erklärte Neuper, „aber wenn du gegen den Strom schwimmst, und der, der den Hebel oben hat, das Wasser mehr aufdreht, dann wirst du irgendwann müde und gehst unter. An diesem Punkt bin ich jetzt.“

Noriaki Kasai beim Skifliegen am Kulm

APA/Erwin Scheriau

Keinesfalls will der langjährige Organisator der Weltcup- und WM-Bewerbe im Ausseerland dies als Jammern verstanden wissen: „Wir sind nicht beleidigt oder tun uns selbst leid, sondern ich stelle mir die Frage, vielleicht brauchen wir das gar nicht mehr? Weil wir können es nicht mehr finanzieren“, so Neuper.

Ordentliches Minus

Fakt ist, dass der Weltcup 2018 mit einem ordentlichen Minus abschließen wird. „Das beziffert der ÖSV und nicht ich, aber ich verantworte es.“ Einen Hauptgrund für die schwierige Lage sieht er in den Compliance-Regeln und auch in einer „Geiz-ist-geil“-Mentalität bei großen Konzernen: „Unsere VIP-Zelte sind alle voll, aber ich kann nicht (noch) mehr an Leistungen eintauschen. Wir tauschen 80 Prozent dieser Karten gegen Pistengeräte, Funkgeräte und auch sonst alles, was man tauschen kann“, veranschaulicht Neuper.

Neuper habe seit fünf Jahren mit sieben oder acht Ministern geredet: „Man findet Gehör, aber es kommt nichts dabei heraus.“ Für ihn steht die Veranstaltung an der Kippe. „Ich möchte das aber nicht als selbstmitleidig verstanden wissen - ich habe einen Realitäts- und Faktenbericht abgegeben. Ich hau’ nicht die Flinte ins Korn, aber so will ich nicht mehr.“

„Man soll wissen, dass der Hut brennt“

Sein Lösungsvorschlag wäre eine Rückverrechnung: „Der Kulm liefert rund drei Millionen an Steuern inklusive der Umwegrentabilität ab. Im Kollektiv geben wir vielleicht eine Million rein - und machen daraus drei Millionen.“ Neuper wiederholte, dass es nun Gespräche geben müsse und dann eine Entscheidung. „Man soll wissen, dass der Hut brennt. Ich kämpfe bis zum Umfallen, nur wenn es sinnlos wird, ist es Zeit, weiterzugehen.“

Zuschauerzahlen „verbesserungswürdig“

Die Zuschauerzahlen bezeichnete Neuper als verbesserungswürdig - mit 20.000 Zuschauern kamen deutlich weniger als die erhofften 60.000. Dies habe u.a. neben der aktuellen mannschaftlichen Situation der ÖSV-Adler auch mit der Skiflug-WM in der kommenden Woche im Allgäu zu tun. „Unser gesamtes Einzugsgebiet aus Bayern ist nahezu ausgefallen, wie man auch an den Fahnen gesehen hat.“

Schützenhöfer: „Bund sollte mehr geben“

Die steirische Landespolitik will jedenfalls an der Veranstaltung festhalten - Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) sieht aber auch den Bund gefordert: „Ich werde persönlich alles tun, damit wir den Kulm als Austragungsort für die Skiflieger erhalten können. Wir müssen das abseits der Hochspannungsleitung der Emotion bereden - wir alle haben nicht unbeschränkt Gelder der Steuerzahler zu vergeben. Die Steiermark leistet ja ununterbrochen ihren Anteil, aber ich denke schon, dass der Bund bereit sein sollte, hier auch mehr zu geben.“

Kulm

APA/Erwin Scheriau

Lang fordert Ganzjahreskonzept

Ein klares Bekenntnis zum Kulm kommt auch vom zuständigen Gemeindereferenten Michael Schickhofer (SPÖ), der ein ähnlich klares Bekenntnis von Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) fordert. Finanz- und Sportlandesrat Anton Lang (SPÖ) wiederum fordert ein neues Konzept für den Kulm - mit mehr Veranstaltungen im Jahr: „Ich glaube, man muss das als gesamte Anlage sehen - es ist sehr viel Geld hineingeflossen, man wird wieder Geld brauchen, und dann nur für eine Veranstaltung im Jahr, wo vielleicht noch maximal 20.000 Personen kommen, wo Herr Neuper zu Recht sagt, er ist enttäuscht, dann muss man sich schon die Frage stellen, ob man hier auch zukünftig weiterhin öffentliches Geld investiert.“

Bliem: „Überangebot an Veranstaltungen“

Es herrsche aktuell ein Überangebot an Veranstaltungen, so Planai-Geschäftsführer Georg Bliem: „Wenn man das anschaut, übers ganze Jahr, die sportlichen Veranstaltungen, die musikalischen Veranstaltungen, die gesellschaftlichen Veranstaltungen - das hat natürlich auch alles zu tun mit Budget, mit Geld: Die Leute müssen sich das auch leisten können, das muss man auch kritisch hier anführen, umso mehr sollte man das alles ein bisserl auf die Rüttelplatte bringen.“

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