Olympiadebatte im Grazer Gemeinderat

Nach dem Landtag hat sich am Donnerstag auch der Grazer Gemeinderat mit den Plänen für Olympische Winterspiele in der Steiermark beschäftigt. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖV) will informieren, die Oppositionsparteien sind weiter skeptisch.

Noch am Dienstag hat die KPÖ in der Landtagssitzung sinngemäß gemeint, Graz sei keine Wintersportstadt. Am Mittwoch freute sich Nagl über den Schnee in der Landeshauptstadt und deutete das als Rückenwind von oben, wie er meinte.

„Dieses Baby ist gerade 14 Tage alt“

In der Gemeinderatssitzung am Donnerstag skizzierte Nagl den Fahrplan in Richtung Olympia 2026. Am 15. März will die schwarz-blaue Rathauskoalition einen „Letter of Intent“ beschließen, der Voraussetzung dafür ist, dass Graz als möglicher Bewerber anerkannt wird. Drei Tage davor ist in der Stadthalle eine Infoveranstaltung in Form einer Bürgerversammlung geplant.

Bis September soll laut Nagl eine Machbarkeitsstudie erstellt werden: Denn das meiste, das die Kritiker von Olympia 2026 angeführt hätten, beruhe auf Spekulationen: „Dieses Baby ist gerade 14 Tage alt. Alle wollen von uns schon hören, wie die Skischuhe ausschauen - wollen das Baby schon runterlassen durch einen Slalom. Das wird jetzt aber einige Wochen brauchen.“

Arbeitsplätze für die Zukunft

Wird Graz als Kandidat anerkannt, werde es die von vielen geforderten Machbarkeitsstudie geben, so Nagl: „Die wird es dann auch geben. Die wirkliche Chance auf eine Bewerbung ergibt sich im Herbst heurigen Jahres. Die Gegner stellen sich immer die Frage, was kostet es, ich stelle mir die Frage, was bringt es. Wenn du solche Spiele hast, hast du in Sekundenschnelle eine unheimliche Bedeutung, das Zweite ist, dass es auch in der Zukunft wichtig sein wird, Arbeitsplätze zu schaffen.“

Schwierige Diskussion um Kosten

Über mögliche Kosten könne er derzeit keine seriösen Angaben machen, so Nagl. Faktum sei aber, dass das Olympische Komitee 930 Millionen US-Dollar für die Spiele zur Verfügung stelle, davon würden 500 Millionen in die jeweilige Region fließen. Laut Finanzstadtrat Günter Riegler (ÖVP) könne die Landeshauptstadt die Kosten jedenfalls alleine nicht stemmen.

Finanz- und Sportlandesrat Anton Lang (SPÖ) machte jedoch am Dienstag im Landtag klar, dass es für Olympische Winterspiele in der Steiermark kein Geld gebe. Er sieht keinen finanziellen Spielraum. Ohne Machbarkeitsstudie ginge nichts - mehr dazu in Olympiadebatte: Kein Spielraum im Budget (7.2.2018).

Oppositionsparteien skeptisch

Während der Koalitionspartner FPÖ von einer einmaligen Chance für Graz spricht, sind die Oppositionsparteien skeptischer: Die Grünen verlangen die Einrichtung eines Gemeinderatssonderausschusses: „Das ist alles abzuschätzen: Kosten, Vorteile, Risiken“, so Grünen-Klubobmann Karl Dreisiebner.

Die Sozialdemokraten fordern, dass der Gemeinderat in die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie kontinuierlich eingebunden wird und auf Basis der Studie eine Volksbefragung durchgeführt wird. Auch die Kommunisten erwarten eine Volksbefragung. Laut ÖVP und FPÖ müsse jedoch erst geprüft werden, ob eine Volksbefragung über die Grenzen der Stadt hinaus möglich oder notwendig sei: „Ich glaube, das ist die richtige Herangehensweise, wenn man sagt, wir reden hier von direkter Demokratie. Es wird für uns sicher zu wenig sein, wenn wir nur die Grazer Bevölkerung befragen“, so FPÖ-Klubobmann Armin Sippel.

Schladminger einstimmig für Bewerbung

Der Gemeinderat in Schladming stimmte unterdessen Mittwochabend für eine Olympiabewerbung 2026 – und das einstimmig. Als Beitrag zum Bewerbungsbudget bis Herbst 2019 wurden 200.000 Euro aus den Gemeindeüberschüssen des Vorjahres bestimmt. Laut Bürgermeister Jürgen Winter (ÖVP) falle der wichtigere Beschluss aber am 15. März in Graz, wenn die steirische Landeshauptstadt über das Vorhaben abstimmt.

Die Schladminger hoffen jedenfalls auf einen „immensen Werbeeffekt“ durch das „unbezahlbare Marketing“ einer Bewerbung, selbst wenn es nur bei der Kandidatur bleibt. Und auch auf die Realisierung notwendiger Verkehrsinfrastrukturbauten im Rahmen der Vorbereitungen auf das Großereignis hoffen die Obersteirer. Sorge bereitete einigen Gemeindevertretern ein überproportionales Anziehen der Immobilienpreise.