Lehrpraxen gegen Ärztemangel

Der Beruf des Allgemeinmediziners soll durch die Arbeit in Lehrpraxen wieder attraktiver gemacht werden. Lehrpraxen sind nicht neu, konnten aber aufgrund fehlender finanzieller Mittel bisher nicht umgesetzt werden.

In den nächsten Jahren droht in der Steiermark ein Mangel an Allgemeinmedizinern. Bis 2025 werden laut Statistik knapp zwei Drittel der praktischen Ärzte 65 Jahre oder älter sein. Dazu kommt, dass der Beruf des Allgemeinmediziners offenbar an Attraktivität verloren hat und es kaum Nachfolger gibt.

Finanzierung für Lehrpraxen steht

Lehrpraxen sollen den Beruf wieder attraktiver machen. Diese sind zwar nicht neu - vor zehn Jahren gab es in der Steiermark 450 gemeldete Stellen - aber aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel, konnten die Stellen nicht als solche bespielt werden, sagt Eiko Meister, Obmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer Steiermark.

Diese Woche kündigte die Bundesregierung an, dass die Finanzierung für die Lehrpraxen steht, was von Eiko Meister begrüßt wird: "Wir liegen momentan bei etwa 20 anerkannten Lehrpraxen. Wir gehen von einem Bedarf von etwa 150 bis 175 Lehrpraxen aus, die wir pro Jahr brauchen, um die Turnusärzte entsprechend auszubilden. Das heißt, wenn man von sechs Monaten Ausbildungsdauer ausgeht, wären wir bei ungefähr 80 bis 85 Lehrpraxen, die wir anerkannt bräuchten, um die jungen Kollegen direkt nach Ende der Ausbildung in der Lehrpraxis auszubilden.“

Arzt misst Blutdruck bei einer Patientin

APA/dpa/Bernd Weissbrod

Derzeit gibt es in der Steiermark 20 anerkannte Lehrpraxen.

27.000 Euro für einen Praxisplatz

Am Ende seiner Ausbildung muss jeder Allgemeinmediziner künftig ein halbes Jahr in einer Ordination, die sich als Lehrpraxis zur Verfügung stellt, mitarbeiten. Der Obmann der angestellten Ärzte geht davon aus, dass alle Anträge entsprechend finanziert werden können. Ein Praxisplatz kostet 27.000 Euro. Die Finanzierung teilen sich Bund, Länder, Sozialversicherungen und Praxisinhaber; das Land Steiermark muss jährlich 400.000 Euro dazuzahlen, heißt es aus dem Büro von ÖVP-Gesundheitslandesrat Christopher Drexler.

Beruf attraktiver machen

Eiko Meister bezeichnet diese Lehrpraxen als zentrale Einrichtung in der Allgemeinmedizin: „Der Sinn der Lehrpaxis ist, bewusst am Ende der Ausbildung, die Kollegen, die wirklich Allgemeinmediziner werden wollen, direkt in die Arbeitswelt des Allgemeinmediziners überzuführen, ihnen zu zeigen wie Allgemeinmedizin in der Praxis funktioniert, weil im Spitalsturnus bekommt man davon herzlich wenig mit, und damit kann auch ein Attraktivierungsschub in Richtung Allgemeinmedizin etabliert werden.“

Will ein Arzt seine Ordination als Lehrpraxis zur Verfügung stellen, muss er seine Ordination als Ausbildungsstätte bewilligen lassen. Ist der Bescheid da, kann der Arzt um eine Lehrpraxisförderung ansuchen.

Der drohende Ärztemangel ist seit langem Thema. Die Ärztekammer macht immer wieder auf die Situation aufmerksam und forderte etwa ein besseres Vergütungssystem sowie geteilte Kassenverträge; auch könne es künftig Fachärzte für Allgemeinmedizin geben - mehr dazu in Kassenärzte-Mangel: Änderungen gefordert (10.1.2018).

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