Spendenbetrug: Ex-Paar steckte Geld selbst ein

Eine 38-Jährige und ihr 42 Jahre alter Ex-Freund müssen sich in Graz wegen Spendenbetrugs vor Gericht verantworten. Die beiden gaben vor, etwa für behinderte Kinder Spenden zu sammeln. Das Geld steckten sie aber in die eigene Tasche.

Die beiden Angeklagten sind zum Spendenbetrug nicht geständig. Der mehrfach vorbestrafte Angeklagte musste den Gerichtssaal bald verlassen. Der Verteidiger seiner angeklagten Ex-Freundin beantragte, dass die Frau alleine aussagen darf.

Mindestens 65.000 Euro Schaden

Laut Staatsanwältin richtete das ehemalige Paar 2014 und 2015 zunächst offiziell Spendenverträge für einen Verein für Rettungs- und Therapiehunde ein und stellte dafür Werber an. 65.000 Euro an Bargeldspenden sollen die beiden laut Staatsanwältin aber selbst eingesteckt haben. Dann gründeten sie laut Staatsanwaltschaft sogar selbst Vereine, nämlich den „Verein zur Rettung von Kindern mit Handicap“ und den Verein „Menschen für Menschen“. Trotz der Verwechslungsgefahr mit dem Verein „Menschen für Menschen“, gegründet von Karlheinz Böhm, sei der Verein genehmigt worden, so die Frau.

Dubiose Geschäfte nicht wahrgenommen

Uniformen und Aufkleber wurden eigens hergestellt und wieder Werber aufgenommen. Die beiden Verteidiger sagten vor Gericht, die Beträge seien in keiner Art und Weise nachvollziehbar. Die Angeklagten hätten nur ein Geschäftsmodell umgesetzt. Die Frau betonte, sie habe zu spät gesehen, dass ihr damaliger Lebensgefährte Geschäfte macht, die man normalerweise nicht macht. Mit einem anderen Ex-Partner hatte sie aber schon früher eine Firma gegründet und ebenfalls Spenden gesammelt.

Geld von Anlegern verspekuliert

Als der Richter die Angeklagte befragte, kam heraus, dass es in der Branche üblich sei, dass 70 bis 90 Prozent der Spenden generell für Provisionen aufgehen. „Das heißt, wenn ich 50 Euro spende, bekommen sie und die Werber bis zu 45 Euro“, sagte der Richter, was die Angeklagte bejahte. Der Richter wollte außerdem wissen, ob irgendein Euro bei einem behinderten Kind gelandet ist. „Das kann ich nicht sagen“, sagte die Angeklagte. Am Mittwoch soll noch der Ex-Partner aussagen.

Die Angeklagten sollen auch noch Geld von Anlegern verspekuliert haben, außerdem wird ihnen noch ein versuchter Ladendiebstahl angelastet. Der Prozess wird im März fortgesetzt.