20 „höchst bedenkliche“ Straßennamen in Graz

20 Straßennamen in Graz hat eine von der Stadt eingesetzte Kommission als historisch „höchst bedenklich“ eingestuft – darunter die Conrad-von-Hötzendorf-Straße. Die Straßen könnten umbenannt oder mit Zusatztafeln versehen werden.

Die Stadt Graz setzte in den vergangenen knapp vier Jahren eine Expertenkommission ein, um die Grazer Straßen- und Platznamen historisch zu überprüfen. Der mehr als 1.000 Seiten umfassende Abschlussbericht liegt seit Freitag vor.

82 Straßennamen als „kritisch“ eingestuft

82 Straßennamen werden als „kritisch“ eingestuft, 20 davon werden von der Kommission unter der Leitung von Stefan Karner als „höchst bedenklich“ bezeichnet. Die Straßennamen sind: Alfred-Coßmann-Gasse, Ambrosigasse, Conrad-von-Hötzendorf-Straße, Dr.-Hans-Kloepfer-Straße, Dr.-Karl-Lueger-Straße, Dr.-Muck-Anlage, Dr.-Robert-Graf-Straße, Etrichgasse, Gustav-Hofer-Weg, Jahngasse, Jaritzweg, Kernstockgasse, Leo-Scheu-Gasse, Luigi-Kasimir-Gasse, Max-Mell-Allee, Nernstgasse, Pambergergasse, Pfitznergasse, Rudolf-List-Gasse und Walter-Semetkowski-Weg.

Straßenschild

ORF

Rudolf List war Schriftsteller und Mitglied bei der NSDAP ab 1940. Laut Kommission war er auch bei der SS in Erscheinung getreten.

Aufgabe der Kommission war es, die Verkehrsflächen zu untersuchen und ihre historischen Ansätze aufzuzeigen; Handlungsempfehlungen oder Meinungen waren nicht im Auftrag der Stadt Graz inkludiert. Im Endbericht werden aber bei den einzelnen Straßennamen jene Anhaltspunkte über die namensgebende Person aufgelistet, die diskutiert werden sollten – Auszug aus Endbericht der Expertenkommission.

Gemeinderat diskutiert Maßnahmen

Der Bericht wird dem Gemeinderat in der nächsten Sitzung präsentiert. Dann soll fraktionsübergreifend diskutiert werden, welche Maßnahmen getroffen werden. Möglich sind sowohl Umbenennungen als auch alternativ Zusatztafeln. Die Bevölkerung soll ebenfalls eingezogen werden. „Ich schließe nichts aus, wünsche mir aber eine gemeinsame Vorgehensweise“, so Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP). In Salzburg beispielsweise habe man ähnliche Probleme mit Zusatztafeln gelöst, deren Aussagen von einer Historikerkommission formuliert wurden.

„Es ist eine äußert schwierige und auch besonders sensible Aufgabe. Viele Tatbestände lassen sich heute nicht mehr rekonstruieren, wir kennen oft nicht die Gründe für die einstige Zuerkennung des Straßennamens, es fehlen wichtige biografische Daten und so weiter“, so Karner.

Insgesamt wurden 1.630 Verkehrsflächen der Landeshauptstadt untersucht, 793 davon sind personenbezogen. Davon wurden 86 von vornherein als „unverdächtig“ ausgeschlossen. Die verbleibenden 707 wurden von der Kommission geprüft: 625 davon weisen keine historisch kritischen Ansätze auf, so die Schlussfolgerung. Aber 82 - das sind rund zwölf Prozent - sehr wohl.

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