Erklärende Tafeln für NS-Straßennamen in Leoben

In Leoben soll demnächst ein Beschluss im Stadtparlament zum Thema belastete Straßennamen fallen. Drei Straßen, die nach NS-belasteten Personen benannt sind, sollen mit einer erklärenden Zusatztafel versehen werden.

In Graz ist noch eine Gemeinderatsdiskussion zum Thema belastete Straßennamen ausständig - mehr dazu in 20 „höchst bedenkliche“ Straßennamen in Graz, in Leoben soll demnächst ein Beschluss im Stadtparlament dazu fallen. Laut Bürgermeister Kurt Wallner sollen drei Straßen, die nach mit NS-belasteten Personen benannt sind, mit einer erklärenden Zusatztafel versehen werden. Dabei handelt es sich um Ottokar Kernstock, Hans Kloepfer und Friedrich Mayer-Beck.

„Nationalsozialistisch belastet“

Die Untersuchung der 249 Straßennamen in der Stadt der Montanuniversität wurde auf Anregung des Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer, der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich, des KZ Verbandes Steiermark und der Jüdischen Gemeinde Graz im vergangenen Jahr in die Realität umgesetzt. Drei Straßennamen wurden als „nationalsozialistisch belastet“ identifiziert.

Zwei Schriftsteller, ein Maler

Bei den „Namensgebern“ handle es sich laut einer Aussendung der Stadt am Dienstag um die beiden Schriftsteller Ottokar Kernstock und Hans Kloepfer, nach denen 1951 im Stadtteil Leitendorf Gassen benannt wurden. Der Maler Friedrich Mayer-Beck wurde noch im Jahr 1988 Namenspate einer Straße im Siedlungsgebiet von Göß. Kernstock und Kloepfer wurden aktuell auch von der im Auftrag der Stadt Graz seit 2014 tätigen Historikerkommission als „sehr problematisch“ eingestuft.

„Erläuterungen problematischer Biografien“

„Die Stadt Leoben hat sich daher entschlossen, nunmehr Erläuterungstafeln zu den Namenspaten anbringen zu lassen, die ihre problematische Biografie thematisieren“, sagte Wallner. In der nächsten Gemeinderatssitzung werde dazu der entsprechende Antrag eingebracht.

Ehrenbürgerschaft soll aberkannt werden

Zudem werde es auch einen Antrag auf Aberkennung der Leobener Ehrenbürgerschaft des Lehrers und Lokalhistorikers Josef Freudenthaler (1874-1955) geben, der den Nationalsozialismus wiederholt verherrlichte.

Ursprünglich war Umbenennung das Ziel

Laut dem Zeitgeschichtler Werner Anzenberger hätten die Opferverbände ursprünglich um Umbenennung der Straßen ersucht. Dies hätten andere Gemeinden wie Wien oder Mürzzuschlag in gleich gelagerten Fällen getan. Mit den Erläuterungstafeln seien sie aber ebenfalls einverstanden. „Erläuterungen haben den Vorteil, dass belastete Personen aus dem kollektiven Gedächtnis nicht verschwinden, sondern sich die Menschen mit ihrer - einer freien und demokratischen Gesellschaft abträglichen - Biografie auseinandersetzen“, sieht der Zeithistoriker Werner Anzenberger in der Anbringung von Zusatztafeln eine passende Maßnahme.

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