Experten tagten zu Primärversorgungszentren

Probleme wie überfüllte Spitalsambulanzen und unbesetzbare Hausarztordinationen sollen „Primärversorgungszentren“ beseitigen. In Graz tagten europäische Experten zur Frage wie man neue Versorgungsnetzwerke am besten aufbaut.

Am neuen Campus der Med Uni Graz diskutierten Experten darüber, wie man dafür sorgen kann, dass der Besuch des Hausarzts für alle Menschen einfach bleibt oder einfach wird.

Beispiel aus Oberösterreich

Vorgestellt wurden Beispiele aus anderen Regionen wie aus Oberösterreich, wo bereits im Sommer das erste Netzwerk zwischen mehreren Ärzten in mehreren Gemeinden starten wird. Für die Patienten sollen sich dadurch die Öffnungszeiten verdoppeln, sagte Franz Kiesl von der GKK Oberösterreich: „Dieses Netzwerk besteht aus viereinhalb Arztstellen, also Allgemeinmedizinerstellen, mit einem erweiterten Team - da sind dann Therapeuten dabei, Psychologen, Sozialarbeiter und so weiter. Und es wird zur Verfügung stehen für knapp 10.000 Einwohner.“

Einsparpotenzial

Bereits seit Jahren erprobt ist das Netzwerk „Gesundes Kinzigtal“ in Deutschland. Dort arbeiten unter anderem Spitäler, Ärzte, Fitnesscenter, Schulen und Therapeuten in Regionalzentren zusammen. Millionen seien dabei eingespart worden und die Gesundheitsversorgung habe sich verbessert, hieß es im Vortrag.

„Fokus auf Gesundheit und nicht auf Krankheit“

Der Ansatz des Modells - nicht die Behandlung der Krankheit, sondern den Erhalt der Gesundheit - solle zu finanziellen Vorteilen führen, so Experte Alexander Pimperl: „Wenn Gesundheit produziert wird in einer Region, dann soll das Netzwerk, das dort ist aus Ärzten, Krankenhäusern und so weiter, dafür belohnt werden. Und dadurch bekommt man ganz eine Umdrehung dieser Anreize, und man hat einen Fokus dann auf Gesundheit und nicht auf Krankheit.“

Schnelles Handeln gefordert

In der Steiermark sei es nun höchste Zeit zu handeln, meinte Stefan Korsatko von der Med Uni Graz: „Wir sind vor riesen Herausforderungen, wir müssen schnell agieren damit die Primärversorgung, also die Hausärzte, nicht sozusagen zusammenfällt und alle nur mehr in die Ambulanzen gehen.“

Eine steirische Delegation rund um Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) besuchte im Mai des Vorjahres Primärversorgungszentren in den Niederlanden, um sich Tipps und Anregungen zu holen - mehr dazu in Primärversorgung: Steirer holten Tipps in Holland (6.5.2017). Bis zum Jahr 2025 sind 30 neue sogenannte Gesundheitszentren in der Steiermark geplant - mehr dazu in Steirische Gesundheitspläne bis 2025 vorgestellt (14.6.2017).

Neue Vergütungsmodelle gefordert

Die rechtliche Grundlage für Primärversorgungszentren oder –netzwerke soll ein neuer, bundesweit einheitlicher und eigenständiger Primärversorgungs-Gesamtvertrag bilden, der zwischen dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger und der Österreichischen Ärztekammer abgeschlossen wird und zu Jahresbeginn für Mitte des Jahres angekündigt wurde. Darin sollen unter anderem das Mindestleistungsspektrum, Regelungen über die Grundsätze der Vergütung und die Ausgestaltung der Honorarvereinbarungen enthalten sein. „Es muss allerdings eine neue spannende Honorierung mit neuen Pauschalen und alternativen Vergütungsmodellen geben, sonst ist die Sache zum Scheitern verurteilt“, so Korsatko.

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