Spatenstich für neues voest-Edelstahlwerk

In Kapfenberg ist am Dienstag der Spatenstich für das neue Stahlwerk der voestalpine erfolgt: In das weltweit modernste Edelstahlwerk sollen in den nächsten drei Jahren bis zu 350 Millionen Euro investiert werden.

Das neue Edelstahlwerk wird das erste neu errichtete in Europa seit 40 Jahren sein, in die Neuerrichtung sollen bis 2021 rund 350 Millionen Euro fließen. Das zum Teil schon über 100 Jahre alte bestehende Werk in Kapfenberg wird dadurch komplett ersetzt. In den alten Hallen soll künftig die gesamte Schrottwirtschaft durchgeführt werden - mehr dazu in Voest baut in Kapfenberg neues Edelstahlwerk (27.9.2017).

Spatenstich für neues Edelstahlwerk in Kapfenberg

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So wird das Werk aussehen

Jährlich sollen im neuen Werk rund 205.000 Tonnen an Hochleistungsstählen vor allem für die internationale Flugzeug- und Automobilindustrie sowie den Öl- und Gassektor produziert werden. Außerdem wird die Anlage für den 3-D-Druck von komplexen Metallteilen ausgelegt.

„Positives Signal für europäische Industrie“

„Der Spatenstich ist nicht nur ein Meilenstein für unseren Konzern und den Standort Kapfenberg, sondern auch ein positives Signal für die europäische Industrie. Erstmals seit den 70er Jahren wird wieder in ein völlig neues Stahlwerk in Europa investiert“, so Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG.

Für Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) ist der Bau des neuen Werks von enormer wirtschaftlicher Bedeutung: „Das ist das erste Stahlwerk in den letzten 40 Jahren in Europa, das neu gebaut wird. Das hier war ja ein Gebiet der Depression und des Niedergangs vor mehr als 30 Jahren, heute ist die Steiermark ein Hochtechnologieland, und das danken wir auch der voestalpine.“

Von einem Flaggschiff der Hochtechnologie und einem Flaggschiff der steirischen Industrie sprach Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) anlässlich des Spatenstichs. Die Obersteiermark sei unsere industrielle Perle, die damit zu neuem Glanz erstrahle.

„Nicht alles sprach für Kapfenberg“

Ausschlaggebend für die „schwierige Standortentscheidung“ - „nicht alles sprach für Kapfenberg“ - war laut Eder das Know-how der Mitarbeiter in der Steiermark. „Kritisches Element“ sei vor allem die langfristige Strompreis-Entwicklung gewesen: „Mit ihr steht und fällt die Kostenseite“, erklärte Eder. Franz Rotter, Leiter der High Performance Metals Division, führte auch die Gehaltskosten ins Treffen, doch da habe sich durch die zunehmende Digitalisierung und damit Rationalisierung eine langfristig positive wirtschaftliche Prognose für den Standort ergeben.

Spatenstich für neues Edelstahlwerk in Kapfenberg

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Vor dem offiziellen Spatenstich

Positiv war für Eder auch die rasche Umsetzung des Genehmigungsverfahrens der steirischen Behörden. Um den Wirtschaftsstandort Österreich bzw. Steiermark abzusichern, will Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) bundesweit diese Verfahren beschleunigen: „Das ist ein wichtiger Grund, dass wir das Thema Standortentwicklungsgesetz auf den Weg gebracht haben - das ist ja schon am Mittwoch im Ministerrat -, sodass wir schnell bei Entscheidungen sind und vereinfachen, dass wir es den Unternehmen einfach machen. Es geht nicht immer um Geld, sondern es geht um einfache Prozesse und Abläufe, sodass man sehr erfolgreiche diese Projekte umsetzen kann.“

Vorarbeiten bereits angelaufen

Bereits seit Herbst 2017 laufen die Vorfeldarbeiten für den Bau der neuen Produktionsstätte - direkt neben dem bestehenden Werksgelände. Gebaut wird auf einer Fläche von rund 50.000 Quadratmetern, was etwa der Größe von sechs Fußballfeldern entspricht. Für die Errichtung des Werks muss das Baufeld eingeebnet werden. Die Energieversorgung läuft über zwei Umspannwerke, und es müssen Zufahrtsstraßen und Montageplätze errichtet werden. Bis zum Sommer 2018 sollen die ersten Vergaben für den Hallen- und Anlagenbau erfolgen, ab 2019 ist die Installation der Aggregate geplant. Während der dreijährigen Bautätigkeit werden vor Ort bis zu 1.000 temporäre Arbeitsplätze geschaffen.

Neues Werk soll Standards setzen

Die Anlage soll hinsichtlich digitalisierter Produktionsabläufe internationale Standards setzen: Rund 8.000 Prozessdaten sollen laufend parallel erfasst und umgesetzt bzw. ausgewertet werden. „Der hohe Digitalisierungsgrad des neuen Edelstahlwerkes ist die Voraussetzung dafür, unsere Kunden künftig mit noch höheren Werkstoffqualitäten versorgen zu können. Die entsprechende Entwicklungsarbeit sowie die Qualifizierung unserer Mitarbeiter in den Bereichen Robotik, Sensorik oder Datenanalyse erfolgt über unser eigenes Kompetenzzentrum für Digitalisierung unmittelbar am Standort des Werks“, so Rotter.

Starker Fokus auf erneuerbarer Energie

Das Kernstück der Anlage ist ein Elektrolichtbogenofen, der hochreinen Schrott in Kombination mit verschiedensten Legierungsmetallen zu Edelstählen erschmilzt. Er wird zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben. Zudem sorgt ein Rückgewinnungssystem dafür, dass die erzeugte Wärme werksintern weiterverwendet sowie in das öffentliche Fernwärmenetz eingespeist wird. Was die Kühlung der Produktionsanlagen betrifft, kann dank geschlossener Kreisläufe eine Reduktion der benötigten Kühlwassermengen um bis zu 90 Prozent erzielt werden.

Rund 3.000 Arbeitsplätze in der Region gesichert

Das Investitionsprojekt löst laut voestalpine „maßgebliche volkswirtschaftliche Effekte“ aus: „Wie eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts vom September 2017 darlegt, wird alleine in der Bauphase (2018 bis 2021) eine österreichweite Bruttowertschöpfung von rund 240 Mio. Euro generiert, 145 Mio. Euro davon entfallen auf die Steiermark. Der durch das Vorhaben ausgelöste Produktionswert beläuft sich alles in allem auf rund 575 Mio. Euro (davon Steiermark: 375 Mio. Euro). Indirekt sichert das Projekt in der Errichtungsphase 3.500 nationale Arbeitsplätze ab, davon mehr als die Hälfte allein in der Steiermark“, so Rotter.

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