Kaum Kontrollen bei 24-Stunden-Betreuung

In der Steiermark gibt es rund 16.000 selbstständige Betreuerinnen, die rund um die Uhr für ihre Patienten da sind. Eine fachliche Ausbildung wird nicht vorausgesetzt - nun soll ein Gütesiegel für die 24-Stunden-Betreuung kommen.

Die hohe Anzahl alter Menschen in unserer Gesellschaft lässt das Gewerbe der 24-Stunden-Betreuung boomen. Die großteils weiblichen Betreuerinnen werden meist von Agenturen vermittelt – rund 170 davon gibt es allein in der Steiermark. Sowohl die Vermittlung als auch die Betreuung sind freie Gewerbe, für die keine fachlichen Voraussetzungen notwendig sind.

Niemand für Beschwerden zuständig

Kunden müssen sich auf dem Markt demnach selbst zurechtfinden und die Qualität der Betreuung selbst beurteilen; für Beschwerden steht allein der Konsumentenschutz zur Verfügung. Patientenombudsfrau Renate Skledar hält dies für ein Defizit - auch sie sei formal nicht für Beschwerden zuständig. „Wenn es Beschwerden gibt über Betreuungskräfte, dann kann man sich an die Agentur wenden. Aber wenn die Agentur Grund für das Übel ist, dann ist eigentlich keine richtige Anlaufstelle da“, so Skledar.

Kaum Hausbesuche bei Patienten

Kontrollen durch das Sozialministerium gebe es vor allem bei jenen Menschen, die neben dem Pflegegeld auch eine Bundesförderung für die 24-Stunden-Betreuung erhalten - in diesen Fällen müssen die Betreuerinnen über eine Basisausbildung verfügen. Pro Jahr werden österreichweit nur 5.000 Hausbesuche gemacht, in der Steiermark dürften es rund 700 sein, so die Patientenombudsfrau: „Man darf ja nicht vergessen, das sind doch meistens hilflose Menschen, und da gehört schon eine gewisse Struktur hinein.“ Renate Skledar fordert daher ein besseres Qualitätsmanagement.

Wirtschaftskammer denkt Gütesiegel an

Die Wirtschaftskammer kündigt an, dass bereits demnächst ein freiwilliges Gütesiegel für Agenturen eingeführt werden soll, um Kunden die Orientierung zu erleichtern.

„Es geht darum, dass es eine Erweiterung der Standesregeln ist, wo dann die Agenturen, die dieses Gütesiegel beantragen, sich freiwillig diesen höheren Hürden unterwerfen“, erklärt Andreas Herz, Fachverbandsobmann für Personenbetreuung in der Wirtschaftskammer. Der Entwurf für dieses Gütesiegel soll noch vor dem Sommer vorliegen.

Grünen fordern Zertifizierung

Die Grünen würden ein Gütesiegel für die 24-Stunden-Pflege begrüßen - es sei höchst an der Zeit, allerdings werde es nicht genug sein. Die Grünen fordern daher eine Zertifizierung von Vermittlungsagenturen, um Qualität und Sicherheit für Klienten und Personenbetreuer zu gewährleisten; außerdem sollten beim Ansuchen um Förderungen für 24-Stunden-Betreuung sowohl die Betreuungsverträge als auch die Zertifikate der Betreuer an die Servicestelle des Sozialministeriums zur Kontrolle übermittelt werden.

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