Bio-Pestizid gegen Heuschrecken entwickelt
Heuschreckenplagen sorgen in vielen Teilen der Welt jedes Jahr für Ernteausfälle mit Schäden in Millionenhöhe. Um Chemie zu vermeiden, könnten Landwirte in Zukunft den natürlichen Schutz aus Graz einsetzen – eine Kombination aus ätherischen Ölen.
Giftloser Weg zur Heuschreckenbekämpfung
Weil seine Doktorandin schwanger wurde, ist Manfred Hartbauer, Zoologe der Uni Graz, auf den giftlosen Weg zur Heuschreckenbekämpfung gekommen: „Unser Ziel war es, Öle zu finden, die sehr günstig zu erwerben sind. Wir haben sie ja auch im Reformhaus gekauft. Noch dazu braucht man kein Labor. Jeder Landwirt in Afrika oder sonst wo, kann, wenn er diese Formel kennt, das in der Küche zusammenrühren und mit den herkömmlichen Sprühgeräten aufbringen, das ist ganz trivial.“
Leinöl als Hauptkomponente
An 25 Feldheuschreckenarten wurden unzählige Kombinationen von ätherischen Ölen ausprobiert, ehe die richtige gefunden wurde: „Das ist das Leinöl, das wird ja gerne auch zum Salat gemischt aufgrund der Omega 3-Fettsäuren, das ist die Hauptkomponente. Dann Kümmelöl, Wintergrünöl und Orangenschalenöl.“ Vor kurzem meldete die Uni Graz die Mischung zum Patent an. Das Bio-Pestizid ist, so Hartbauer, "für Menschen ungefährlich, für Feldheuschrecken tödlich und zwar so tödlich, dass auch große Populationen innerhalb von 24 Stunden vernichtet werden.“
Mario Schürholz
Die Heuschrecken sterben an einer Lähmung: „Was die als erstes zeigen ist, dass sie starr und steif werden, sie hören sofort auf zu fressen, können keinen Grashalm mehr anrühren. Denn die Heuschrecken haben keine Lunge, sondern ein Trachäensystem, und dieses Öl verklebt ihnen das Trachäensystem.“ Das Bio-Pestizid schade keinen anderen Tieren, so Hartbauer, die Pflanzen müssen allerdings wieder vom Öl befreit werden.
Tote Heuschrecken für Eigenverzehr
Deshalb liefern die Forscher im Patent das Rezept für eine Soda-Waschlösung mit und sie empfehlen noch etwas: „Heuschrecken sind eine sehr gute Proteinquelle, und nachdem da für den Mensch so gesunde Öle drauf sind, empfehlen wir tatsächlich in unserer Patentschrift auch, die toten Heuschrecken aufzusammeln, kurz zu frittieren und zu essen.“ Die Forscher hoffen jetzt auf das Interesse von Agrarfirmen, die Feldversuche möglich machen könnten.