Frau wegen tödlicher Spritze verurteilt

Zu 20 Monaten bedingter Haft wegen Körperverletzung ist eine 35-Jährige am Montag in Graz verurteilt worden. Die Frau soll ihrem suchtkranken Verlobten ein Drogenersatzmedikament vorbereitet haben, an dem der Mann starb.

Die Staatsanwaltschaft warf der Angeklagten vor, sie habe ihrem schwer suchtkranken Verlobten im August des Vorjahres die Spritze mit einem morphinhaltigen Drogenersatzmedikament vorbereitet. Der Mann starb in der Folge an einem Atemstillstand. Der Schöffensenat verurteilte die Grazerin wegen Körperverletzung zu 20 Monaten bedingter Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

„Bis zu 20 Bier pro Tag sind Standard“

Beim Prozess am Montag wurden die Lebensgeschichten der Angeklagen und ihres verstorbenen Verlobten beleuchtet: Beide sind bzw. waren seit Jahrzehnten schwer drogen- und alkoholabhängig. „Bis zu 20 Bier pro Tag sind Standard“, sagte die 35-jährige Invaliditätspensionistin vor Gericht.

Kranker Verlobter war „zu zittrig“

Am 20. August 2017 sahen die Beiden den ganzen Tag fern - der Verlobte der Angeklagte war zu diesem Zeitpunkt krank, er hatte hohes Fieber. Weil er im Drogenersatzprogramm war, hatte er das morphinhältige, drei Mal pro Tag zu schluckende Ersatzmedikament daheim - in der Drogenszene sei es aber üblich, so die Angeklagte am Montag vor Gericht, das Medikament aufzulösen, aufzukochen und zu spritzen. Ihr Verlobter sei an diesem Tag so zittrig gewesen, dass er sie gebeten habe, die Spritze für ihn vorzubereiten, schilderte die Frau, sie sehe ein, dass das illegal gewesen ist.

Linkshänder und Einstichstellen

Die Spritze habe er sich selbst gesetzt, sagte die Frau aus - das aber zweifelten Staatsanwaltschaft und Richter an. Der Mann war Linkshänder, das bestätigte auch die Angeklagte. Bei der Obduktion der Leiche des Mannes wurden alte Einstichstellen in der rechten Armbeuge gefunden; die frischen Einstichstellen der Überdosis waren alerdings auf dem linken Handrücken.

„Gott sei Dank kann er schlafen“

Der Richter wollte wissen, wie es möglich sei, dass der Mann zuerst zu zittrig gewesen sei, um die Spritze vorzubereiten, sie sich dann aber selbst in den linken Handrücken gesetzt habe; auch die Sachverständige warf ein, dass es „viele Ungereimheiten“ gäbe.

Die 35-Jährige sagte weiter aus, sie habe erst bemerkt, dass ihr Verlobter neben ihr auf der Couch gestorben sei, als er schon blau angelaufen gewesen sei; davor habe sie sich gedacht: „Gott sei Dank kann er schlafen“.