Nach Missbrauch: Steirer fordert Schadenersatz
Der heute 52 Jahre alte Mann war als Kind 15 Jahre lang bei einer wegen Mordes verurteilten Frau untergebracht. In der vergangenen Woche erhielt der steirische Verfassungsdienst das 19 Seiten lange Aufforderungsschreiben mit der Bitte um Schadenersatz. Darin fordert der Steirer Schadenersatz für die jahrelangen Qualen: „Ich wurde auf diesem Pflegeplatz massiv misshandelt und missbraucht“, klagt er. Von täglichen Schlägen, verschimmeltem Essen und Maßnahmen wie ans Bett fesseln, um nicht weglaufen zu können, ist die Rede. „Die Pflegemutter hat mir die Milchzähne mit einer rostigen Zange gerissen, ich musste das Blut am Boden aufwischen und dergleichen mehr.“
Hund als „Aufpasser“ abgerichtet
Die Pflegemutter habe sogar einen Hund so abgerichtet, dass er auf ihn aufpasst. „Falls ich aufstehen würde, sollte er mich dann beißen. Einmal habe ich versucht zu entweichen, der Hund biss mich daraufhin in den linken Unterkiefer, eine Narbe, die ich heute noch habe“, ist dem Schreiben zu entnehmen. Das Jugendamt in Leibnitz soll davon gewusst haben, dass es sich bei der Pflegemutter um eine verurteilte Kindesmörderin handelte.
Land will Fall „sachlich und rechtlich prüfen“
Beim Verfassungsdienst des Landes bestätigte man, dass vergangenen Donnerstag das Aufforderungsschreiben eingelangt ist. Amtsleiterin Waltraud Bauer-Dorner erklärte, dass der Fall nun in den kommenden drei Monaten „sachlich und rechtlich geprüft“ werde. Anschließend kann der Steirer mit einem Antwortschreiben rechnen. Sollte es negativ ausfallen, habe er die Möglichkeit, eine Amtshaftungsklage gegen das Land Steiermark einzureichen, schilderte Bauer-Dorner.
Neben den 500.000 Euro Schadenersatz hat der 52-Jährige auch die Haftung für alle zukünftigen oder derzeit noch nicht bezifferbaren Schäden durch noch offene medizinische oder psychotherapeutische Behandlungen verlangt. Bereits im Vorjahr war der Steirer mit seinem Fall an die Öffentlichkeit getreten und auch die Volksanwaltschaft hatte sich eingeschaltet - mehr dazu in Amt duldete Kindsmörderin als Pflegemutter.