Böllerprozess-Neuauflage fortgesetzt

Die Neuauflage des sogenannten Böllerprozesses in Graz ist am Montag fortgesetzt worden. Zeugen sprachen dabei von der hohen Gefahr, die von den verwendeten Materialien ausging.

Zwei Menschen, Vater und Sohn, kamen im November 2014 in Kapfenstein ums Leben, nachdem es bei der illegalen Produktion von Knallkörpern zu einer heftigen Explosion gekommen war - mehr dazu in Kapfenstein: Brüder bunkerten Tausende Böller (19.11.2014).

Die teilweise Neuauflage des Böllerprozesses findet am Grazer Straflandesgericht statt - mehr dazu in Böllerprozess wird teilweise wiederholt (2.3.2018). Dabei soll geklärt werden, wie gefährlich die Bedingungen in der illegalen Produktionsstätte in Kapfenstein 2014 waren. Der Hauptangeklagte ist geständig - mehr dazu in Böllerprozess: Geständnis und Vertagung (9.4.2018).

Am dritten Prozesstag der Neuauflage - das Ersturteil wurde in einigen Fällen aufgehoben - befragte die Richterin nun eine Reihe von Pyrotechnikern sowie Geschäftspartner der beschuldigten Steirer.

Böller wirkten „unsicher“

Einer von ihnen erklärte, dass er die vom Erstangeklagten gebauten Böller nicht in den Handel gebracht habe, weil die Zündschnur nicht in Ordnung war und der Böller insgesamt „unsicher“ wirkte. Dass diese Knallkörper am Anwesen des Erstangeklagten in Kapfenstein gebaut worden waren, erfuhr er aus den Medien.

Ein weiterer Zeuge erklärte, dass er vom Erstangeklagten keine fertigen Böller, sondern lediglich loses Pulver für die eigene Herstellung bezogen hatte; außerdem war er einmal am Anwesen, als der Beschuldigte vor dem Haus 750 bis 1.000 Gramm seines explosiven Gemischs herstellte. In den Räumlichkeiten, wo die Böller produziert wurden, sei er nicht gewesen.

Verwendete Materialien „sehr explosionsfreudig“

Ein italienischer Pyrotechniker, der die Beschuldigten kennt, war ebenfalls einmal beim Erstangeklagten zu Hause. Der Steirer habe ihm gesagt, dass er in einer Fabrik produzieren lasse und habe ihm entsprechende Baupläne vorgelegt. Der Italiener hat nach eigenen Angaben nie vom Angeklagten etwas gekauft oder weiterverkauft. Er fühle sich aber von ihm betrogen, da er Blanko-Rechnungen wollte, „für das Finanzamt“ - nun wisse er auch warum. Der Experte schilderte, dass das für den Bau verwendete Kaliumperchlorat sehr explosionsfreudig sei und bot der Richterin an, es auch zu demonstrieren - diese winkte dankend ab. „So viele Leute, wie in einem Raum sind, so viele Tote gibt es dabei“, meinte der Zeuge warnend.

„Da kann man eine Kiste Dynamit hochschmeißen“

Ein anderer Pyrotechniker meinte, dass der Markt durch die illegal hergestellten Böller überflutet wurde und die Preise in den Keller gerasselt seien: „Diese Knallkörper hatten eine Intensität, dass man gleich eine Kiste Dynamit hochschmeißen kann.“ Rund herum seien Alarmanlagen losgegangen, was für Ärger bei den Anrainern sorgte. Er selbst habe vermutet, dass sie illegal hergestellt wurden, auch wenn die Angeklagten anderes behauptet hatten. Der Prozess wurde abermals vertagt.