Immer weniger Milchbauern
„Qualität zum Nulltarif ist nicht möglich“, gibt sich der Landwirtschaftskammer Präsident Franz Titschenbacher alarmiert: Er forderte am Montag faire Preise für steirische Milchbauern.
Knapp 30 Cent für einen Liter Milch
Die Milchbauern bekommen derzeit rund 32,86 Cent für einen Liter Milch - also nur knapp ein Drittel vom Verkaufspreis im Supermarkt. Dieser Zustand zwingt viele Bauern aufzuhören - zwischen 2001 und 2017 reduzierte sich die Zahl der Milchbauern in der Steiermark von 9.500 auf mehr als die Hälfte, nämlich 4.600 Milchbauern.
„Konsumententäuschung“
In den Supermarktregalen stehen immer mehr Eigenmarken - zwei Drittel aller Milchprodukte machen diese bereits aus. Solche Milchprodukte sollten aber nur mit Vorsicht genossen werden, warnt Titschenbacher: „Regionalität wird suggeriert, aber de facto - und das ist nachvollzogen worden - ist nicht nur österreichische Milch hier in diesem Produkt, und es ist eine Konsumententäuschung.“ Eine Möglichkeit für die Selbstkontrolle der Qualität vom Produkt sei seiner Meinung nach das AMA-Gütesiegel.
ORF
Der Milchmarkt sei von immer größer werdenden Planungsunsicherheiten und den ständig wechselnden Milchpreisen geplagt, heißt es seitens der steirischen Milchbauern. Auch heimische Molkereien sind von der derzeitigen Situation betroffen, immer mehr Kreativität sei gefordert: So setzt Jakob Karner von der Obersteirischen Molkerei unter anderem verstärkt auf hochpreisige Nischenprodukte auf dem Europäischen Markt.
Molkereien müssen kreativ sein
Aufgrund des hohen Mengendrucks würden immer mehr Molkereien versuchen, die angelieferte Milch auch gleich in Österreich zu verarbeiten, meint wiederum Johann Pretterhofer vom Molkereiunternehmen Berglandmilch - diese vergrößert derzeit ihren steirischen Standort in Voitsberg und wird künftig vermehrt auf die Produktion von Käse setzen. „In Voitsberg wird dann genau doppelt so viel Käse erzeugt werden können, als es bisher der Fall war“, erklärt Pretterhofer. Ab 2019 sollen in Voitsberg rund 30.000 Tonnen Käse hergestellt werden.
Der Betrieb der Ennstalmilch setzt nun auf ein Mengenreduktionsmodell, um für die Mehrproduktion gewappnet zu sein: „Das heißt, unsere Lieferanten haben seit März auch für jeden Kilo Milch, den sie im Monat mehr liefern, einen Abschlag von 10 Cent - die Mengen haben sie relativ rasch auf fünf Prozent Mehranlieferung reduziert“, so Ennstalmilch-Obmann Hermann Schachner.
77 Kilo Milch pro Kopf und Jahr
Milchprodukte sind beliebt, das zeigen die Zahlen: So liegt der Milchkonsum der Steirer bei rund 77 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Zum Vergleich: Eine steirische Durchschnittskuh liefert knapp 25 Liter Milch pro Tag.