Gelebte Gedenkkultur am Grazer Grünanger

In Graz-Liebenau sind zur NS-Zeit Zwangsarbeiter interniert und zu Kriegsende ungarische Juden gezielt erschossen worden. Jugendliche gestalteten ein Gedenkzentrum, wo die Geschichte aufgearbeitet wurde.

„Für uns war es wichtig, dass wir einerseits eine gelebte Gedenkkultur sicherstellen, andererseits auch den Betrieb einer zukunftsorientierten Jugendarbeit forcieren“: Beides sei geglückt, so der Grazer Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP), denn nicht nur Nutzer des Jugendzentrums, sondern auch die Spaziergänger würden hier aufmerksam gemacht werden. Im Rahmen des Gedenkjahres 2018 besuchte er am Dienstag gemeinsam mit Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) das neue Jugendzentrum am Grünanger.

Freizeitsspaß und geschichtliche Aufarbeitung

Jugendlichen komme in das Zentrum, um dort ihre Freizeit zu verbringen: Sie spielen Fußball oder arbeiten in den Werkstätten - so bauten sich die Jugendlichen die Möbel des Jugendzentrums zum Teil selbst. Andererseits wird hier in Workshops aber auch die Geschichte des NS-Lagers, auf dessen Resten sich das Zentrum befindet, aufgearbeitet - an die dunklen Tage erinnert nun auch eine Skulptur am Eingang des Zentrums.

"Rest in peace, exklusiv"

ORF

Künstler Fritz Neuhold gestaltete die Erinnerungsskulptur mit der Aufschrift „Rest in peace, exklusiv. Die Opfer haben unseren Respekt verdient!“ gemeinsam mit Jugendlichen

Originale Fundstücke aus der NS-Zeit - darunter ein Duschkopf, ein Feuerlöscher, ein Gewehr und ein Rechen - wurden mit Zustimmung des Bundesdenkmalamtes für die Erinnerungsskulptur in Beton gegossen, dazu Ketten, die an Fesseln erinnern, ein Spaten zum Schaufeln von Gräbern - noch immer weiß man nicht, wie viele Menschen in der NS-Zeit hier zu Tode gekommen sind.

Erinnerung auch innerhalb der vier Wände

Im Jugendzentrum selbst wird das Gedenken bewusst erst auf den zweiten Blick sichtbar: „Wenn man an den Hocker denkt, der mit einer Nummer versehen ist - der also auch zeigt, dass Menschen damals entmenschlicht wurden, oder auch Alltagsgegenstände hier untergebracht sind, in zum Beispiel einer Bar, dann muss man sagen, dann ist das etwas, was aus den Jugendlichen kommt, und das ist großartig“, so Edtstadler, die für das Gedenkjahr zuständig ist.

Auf dem sensiblen Areal wird derzeit das Murkraftwerk errichtet. Sobald dieses fertiggestellt ist, soll ein Mahnmal in Gedenken an die Opfer errichtet werden, heißt es seitens der Stadt Graz.

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