Deutschland spionierte auch steirische Firmen aus

Der Abhörskandal rund um den Bundesnachrichtendienst (BND) in Deutschland zieht Kreise bis in die Steiermark. Offenbar wurden auch zahlreichen steirische Firmen und Einrichtungen über Jahre ausspioniert.

Am Wochenende wurde das Ausmaß des Abhörskandals öffentlich. Dass Österreich eines der Spähziele des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) gewesen ist, ist seit der BND-Affäre 2015 bekannt. Eine den Zeitungen „profil“ und „Standard“ zugespielte Datei, über die das deutsche Magazin „Spiegel“ bereits 2015 berichtet hatte, gewährt nun Einblick in die offenbar systematische BND-Überwachung in Österreich. Laut der vorliegenden BND-internen Datei wurden zwischen 1999 und 2006 insgesamt 2.000 Telefon-, Fax- und Mobilanschlüsse sowie E-Mail-Adressen überwacht. Mehr dazu in 2.000 Ziele ausspioniert

Magna, AMS und TU im Visier des Geheimdienstes

Es soll sich um Spionage mit einem starken wirtschaftlichen Hintergrund handeln. Auch steirische Unternehmen wie Magna, der Chiphersteller AMS in Unterpremstätten oder auch die Technische Universität Graz sollen auf der Liste des Geheimdienstes gestanden sein. Der Rektor der TU Graz, Harald Kainz sagte in einer ersten Reaktion am Montag, man müsse erst genau prüfen, wo und was im Bereich der TU ausspioniert worden sei, grundsätzlich wisse man aber, dass Forschung im Technologiebereich für Spionage sehr interessant sei.

Abhörskandal, Abhörstation BND Deutschland Außenstelle Bad Aibling

APA/dpa/Peter Kneffel

Die Außenstelle der Abhörstation des Bundesnachrichtendienstes in Bad Aibling

„Wir haben grundsätzlich eine dreistellige Anzahl von Varianten wo Leute versuchen pro Tag in unsere Systeme einzudringen“, sagte Kainz. „Dass das Nachrichtendienste in sehr guter Weise können muss man zur Kenntnis nehmen. Wir werden das im Detail prüfen. Insbesondere brauchen wir da noch bessere Informationen von der Regierung um nachvollziehen zu können wo und in welcher Form diese Angriffe passiert sind“, sagte der Rektor der TU Graz, Harald Kainz.

Eine Milliarde Euro Schaden durch Spionage

Firmen sind immer häufiger Angriffsfläche für derartige Angriffe und Attacken, wie Cyberattacken aus dem Internet. Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk bestätigte am Montag diese Zunahme. Die Wirtschaftskammer selbst gehört auch zu den Opfern des jüngsten Abhörskandals - das überraschte aber selbst Josef Herk: „Das verwundert uns sehr, obwohl wir auch wissen - und das hat ja auch eine Studie ergeben - dass im Bereich dieser Spionagesituation für die österreichische Wirtschaft pro Jahr ein Schaden von etwa einer Milliarde Euro entsteht. Wir sind als Wirtschaftskammer Steiermark deshalb auch sehr bemüht, diesen ganzen Bereich von Cyber-Sicherheit und diese ganzen Dienstleistungen weiter auszubauen“, so Herk.

Österreichische Nachrichtendienste stärken

Stecken Geheimdienste hinter solchen Spionagefällen ist es schwierig sich davor zu schützen, denn Geheimdienste verfügen über ganz besondere technische Möglichkeiten, bestätigt auch der Grazer Geheimdienst-Experte Siegfried Beer. Beer meinte, es werde auch heute noch spioniert, die Daten die jetzt an die Öffentlichkeit gelangten, enden mit dem Jahr 2006.

Beer ist der Meinung, man könne letztlich nur die eigenen Nachrichtendienste stärken. Die österreichischen Dienste seien derzeit dazu aber gar nicht in der Lage: „Unsere Dienste, da geht es vor allem um das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, die haben nicht die Kapazität. Die haben schon Schwierigkeiten 350 Terrorismusverdächtige zu observieren. Da kann ich schauen, dass ich diese Dienste besser ausbilde und besser ausstatte, das wird in Österreich die Regierung, glaube ich, bald einmal überreißen müssen.“