Zwölfstundentag: Kritik geht weiter

AK und Gewerkschaft protestieren nochmals scharf gegen die geplante Einführung des Zwölfstundentags ohne Verhandlungen mit den Sozialpartnern. Sie kündigten Protestmaßnahmen an.

Am Donnerstag wurde das neue Gesetz von ÖVP und FPÖ auf den Weg geschickt. Die Normalarbeitszeit bleibt weiterhin gleich, sie beträgt acht Stunden pro Tag und 48 Stunden pro Woche – mehr dazu in Breite Kritik nach ÖVP-FPÖ-Einigung (news.ORF.at). Heftige Kritik kam danach prompt von der steirischen Arbeiterkammer - mehr dazu in Pläne für Zwölfstundentag sorgen für Unmut. Die Koalition sicherte Änderungen zu - Freiwilligkeit bei Mehrarbeit soll gesichert sein, hieß es am Donnerstag von den Klubchefs August Wöginger (ÖVP) und Walter Rosenkranz (FPÖ). Sie kündigten „Klarstellungen“ an - mehr dazu in „Klarstellungen“ angekündigt (news.ORF.at; 21.6.2018).

„Rückschritt um 100 Jahre“

Die Einführung des Zwölfstundentags sei ein Rückschritt um 100 Jahre - in die Zeit vor 1918, als der Achtstundentag eingeführt wurde, sagte der steirische Arbeiterkammer-Präsident Josef Pesserl am Donnerstag.

Pesserl warnt vor „Arbeit auf Abruf“

„Das ist der größte Angriff auf die Arbeitnehmerinnen in der Zweiten Republik, es wird damit ganz offensichtlich versucht, jegliche Mitwirkungsmöglichkeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu beseitigen, es soll Arbeit auf Abruf eingeführt werden“, so Pesserl.

Zeitausgleich nicht festgeschrieben

Mehr als acht Stunden täglich zu arbeiten sei über Betriebsvereinbarungen jetzt bereits möglich, wie etwa in der Holding, in der ÖGB-Landesvorsitzender Horst Schachner beschäftigt ist. „Ich habe schon vor zehn Jahren Betriebsvereinbarungen gemacht, wo täglich zehn Stunden gearbeitet werden kann. Und das ist auch in fixen Dienstplänen drinnen. Das funktioniert super, aber die haben auch dann am Stück drei Tage frei, und das ist hier ja nicht vorgesehen“, so Schachner.

Im Initiativantrag der Regierungsparteien sei nicht festgeschrieben, wann der Zeitausgleich durch Freizeit erfolgt - theoretisch also auch erst nach Monaten.

Muchitsch: Negativ für Geldtasche und Gesundheit00

Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz ist überzeugt, dass sich der Entwurf für den Zwölftsundentag negativ auf Geldtasche, Privatleben und Gesundheit der Arbeitnehmer auswirken wird: „Das ist ein Freibrief: Zwölf Stunden arbeiten bis zum Umfallen, und jeder Unternehmer kann es sich aussuchen, ob er es nutzt oder nicht nutzt. Ich will, dass dieser Entwurf zurückgenommen wird, dass die Sozialpartner eingebunden werden, nämlich auch Gewerkschaft und Arbeiterkammer. Dass man ehrlich und auf Augenhöhe redet wie Arbeitszeitflexibilisierung weiter entwickelt werden kann, aber nicht zulasten der Beschäftigten.“

Protestmaßnahmen geplant

Als Protestmaßnahmen sind vorerst Betriebsräteversammlungen am 26. Juni, sowie Betriebsversammlungen geplant: und eine große Demonstration ist bereits für den 30. Juni in Wien angesetzt.