Olympia: Samaranch junior bestärkt Graz

Am Donnerstag hat Juan Antonio Samaranch junior, Vizepräsident des Int. Olympischen Komitees, der Grazer Stadtregierung Fragen zur Bewerbung 2026 beantwortet. „Ihr wärt ein starker Kandidat“, sagte er.

Ende Oktober 2019 werden die Olympischen Winterspiele 2026 vergeben. Das Projekt Graz-Schladming-Styria arbeitet an der Machbarkeitsstudie für Olympia 2026 - mehr dazu in Olympia: Ein Konkurrent weniger für Steirer.

Grafik zur Olympiabewerbung von Graz

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Das ist eine erste Skizze, wie die Olympischen Spiele in der Steiermark aussehen könnten - mehr dazu in Betreiber sehen Chance für steirische Olympia (19.2.2018), in Olympia 2026: Kosten, Nutzen und Kalkulationen (24.1.2018) und in Olympia 2026: Eishalle sorgt für Kopfzerbrechen (1.2.2018).

Sechs Konkurrenten

Graz wird mit sechs anderen Städten in den Olympia-Ring steigen. Im Herbst wird das Internationale Olympische Komitee entscheiden, welche Städte offiziell Kandidaten-Status erlangen. Anfang Juli wird die Machbarkeitsstudie präsentiert.

Juan Antonio Samaranch junior

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„Ihr wärt ein starker Kandidat“

„Österreich, Graz, Schladming und die Steiermark würden gut passen“, sagte Juan Antonio Samaranch junior bei seinem Besuch in Graz: „Winterspiele wären ohne eure Sporthelden wie Franz Klammer oder Hermann Maier undenkbar - nicht nur für euer Land, für die Jungen, für alle von uns. Es wäre großartig, wenn wir eine österreichische Stadt als Kandidaten für 2026 haben würden. Ihr wärt ein starker Kandidat.“

„Regelrecht gegrillt“

Samaranch sagte, er sei zum ersten Mal in Graz gewesen, und die Mitglieder der Stadtregierung hätten ihn am Donnerstagvormittag „zwei Stunden regelrecht gegrillt“. Bei einem anschließendem Pressegespräch im Grazer Rathaus sprach er sich für umfassende Kommunikation mit der Grazer Bevölkerung aus: „Was ist bei einer Olympia-Ausrichtung zu tun, welche Möglichkeiten gibt es, welche Risiken, denn die gibt es sicher. Die Grazer und die Region sollen alle Infos haben“, sagte der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees.

Juan Antonio Samaranch junior

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Entwicklung und Größe

„Wir versuchen, alle Informationen zu liefern, sodass die Menschen hier entscheiden können“, ergänzte Samaranch junior. „Die Spiele müssen kleiner werden, die Spiele sind zu schnell zu groß geworden. Wir müssen sie auf die richtige Größe bekomen. Aber es geht nicht nur um die Größe, diese Region hat langfristige Entwicklungspläne, da müssen die Spiele hineinpassen.“

Bis zu 1,30 Milliarden Euro

Samaranch bezifferte das Budget zwischen 1,13 bis 1,30 Milliarden Euro. Zur von der Grazer KPÖ angestrebten Volksbefragung und einem eventuellen Nein zur Bewerbung als Host City sagte er, das IOC gehe lieber dorthin, wo es willkommen sei.

Keine Einmischung, auch bei Volksbefragung

Man werde sich auch bei der Volksbefragung nicht einmischen, sagte Samaranch: „Wir respektieren es, wenn es eine gibt und wir respektieren auch das Ergebnis. Ihr habt Eure Systeme und Abläufe“. Auf die Journalistenfrage, ob das IOC auch eine Bewerbung als Host City bei einem ablehnenden Ergebnis einer Grazer Volksbefragung akzeptieren würde, blieb Samaranch vage: „Wir gehen wie wahrscheinlich Sie selbst an Plätze, an denen wir willkommen sind. Aber es gibt keine Einmischung bezüglich der Volksbefragung und wie damit umgegangen wird.“

Budgets und Studie

Samaranch sei „sehr ehrlich und authentisch, das kann uns in der Bewerbung nur weiterbringen“, sagte Peter Mennel, Generalsekretär des ÖOC. „Wir müssen die Budgets nochmals überarbeiten und die Machbarkeitsstudie noch mit Feinschlif versehen.“ Die Chancen bestünden weiter, denn „man müsse keine Sportstätte neu bauen“ und die Infrastruktur sei vorhanden.

Die richtigen Informationen

„Wenn gesagt wird, die Wiege des Wintersports liege in Österreich, dann haben wir gute Chancen. Wenn die Bevölkerung alle Fakten kennt und richtig informiert ist, bin ich überzeugt, wird sie auch dahinterstehen“, so Mennel.

Bürgermeister betonte große Chance

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) sagte, Samaranchs Besuch sei eine große Ehre. „Es gibt heute die Möglichkeit, für alle Regierungskollegen und Fraktionen Fragen zu stellen und direkt an höchster Stell zu deponieren. Es gibt eine Agenda, und die ist neu, und damit gibt es veränderte Rahmenbedingungen für die Spiele und für uns.“ Nagl betonte „die große Chance, die die Steiermark und Österreich erleben würde“. „Es ist eine Absage an die Gigantomanie. Und wir wollen sehr transparent und offen mit dem Thema umgehen. Österreich sollte nach 50 Jahren wieder im Wintersport aufzeigen. Ich hoffe, dass die Menschen ein Teil der Bewegung werden.“

KPÖ weiter skeptisch

Die Grazer KPÖ, die Unterschriften für eine Volksbefragung zur Olympiabewerbung sammelt, war im Anschluss an den Samaranch-Besuch weiterhin skeptisch: KPÖ-Klubobmann Manfred Eber sagte laut einer Aussendung, wer den Host-City-Vertrag unterschreibe, der hafte. Dies habe der IOC-Vizepräsident bekräftigt. Man warne vor einer jahrzehntelangen Überschuldung.

Grüne: Viele Fragen, keine Antworten

Die Grazer Grünen sprachen nach der Stadtregierungssitzung mit dem IOC-Vizepräsidenten von „vielen Fragen, keine Antworten. Wir hatten ganz konkrete Fragen zu Finanzierung, Sicherheit und den Knebelverträgen, denen die Host Citys in der Vergangenheit bei Olympischen Spielen immer wieder ausgesetzt waren. Auf keine unserer Fragen haben wir Antworten bekommen, die auch nur ansatzweise als seriöse Entscheidungsgrundlage für ein solches Mega-Event brauchbar sind“, so Stadträtin Tina Wirnsberger. Im Gegenteil seien die Kosten für die Sicherheitsauflagen, Haftungsrisiken und Infrastrukturmaßnahmen nach wie vor unbeziffert. „Das allerdings sind die allergrößten Brocken bei solchen Events, die die Stadt selbst finanzieren muss“, so Finanzsprecherin Bedrana Ribo.

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