Pyramidenspiel: Erster Angeklagter vor Gericht

In Graz hat Mittwoch mit dem Prozess gegen einen weststeirischen Angeklagten das gerichtliche Nachspiel rund um ein Pyramidenspiel begonnen. Der Gesamtschaden soll bei 300.000 Euro liegen, angeklagt sind 17 Personen.

2006 soll das Spiel begonnen haben, das bis Ende 2008 einen Schaden in Millionenhöhe verursacht hat. Laut Staatsanwaltschaft Graz bildeten die Teilnehmer einen „Schenkkreis“, durch den sich das Geld vermehren sollte. Die Werbeveranstaltungen fanden zum Teil in Bayern statt, die Menschen reisten auch aus der Steiermark in Scharen an, um an der wundersamen Geldvermehrung teilzuhaben - mehr dazu in Pyramidenspiel: 17 Angeklagte, 300 Verdächtige (steiermark.ORF.at; 16.1.2018).

65-Jähriger fühlte sich nicht schuldig

Der Prozess gegen zwölf Angeklagte, darunter auch der Drahtzieher des Spiels, beginnt am 1. Oktober, ein weiterer Strafantrag richtet sich gegen fünf Verdächtige. Vorerst fand nur eine kleinere Verhandlung gegen einen der Beschuldigten statt. Am Mittwoch stand der erste Angeklagte vor Gericht: Der 65-Jährige fühlte sich nicht schuldig. „Mir wurde erklärt, das ist alles legal, wenn die Auszahlung in München erfolgt.“

Zunächst auch Gewinn gemacht

Der Mann hatte an dem von 2006 bis 2008 laufenden Pyramidenspiel - „Schenkkreis“ genannt - teilgenommen und zunächst auch Gewinn gemacht.

Eingestiegen war er nach eigenen Angaben mit 5.000 Euro, die binnen drei Monaten zu 40.000 Euro anwuchsen. Der satte Gewinn von 35.000 Euro in dieser kurzen Zeit animierte ihn, weiter mitzumachen. Insgesamt bekam er 82.000 Euro ausbezahlt.

Ausweichende Antworten

Die Geldübergabe erfolgte immer in Deutschland, weil es dort angeblich legal war. Richterin Michaela Lapanje versuchte dem System auf die Spur zu kommen, erhielt aber eher ausweichende Antworten. „Durch mein Burn-out habe ich alles verdrängt“.

Depressionen nach der Euphorie

Nach der anfänglichen Euphorie begannen nämlich schon bald die Ermittlungen, und mit den fulminanten Gewinnen war es vorbei. Was folgte, waren ab 2008 zehn Jahre voller „Schlaflosigkeit, Bluthochdruck, Depressionen und Suizidgedanken“, wie es der Verteidiger schilderte.

Schadenswiedergutmachung versucht

Um zu den Auszahlungen zu kommen, musste der Angeklagte weitere Personen bringen, die gewillt waren, an der wundersamen Geldvermehrung teilzunehmen, und diese fühlten sich als Geschädigte. „Ihnen wurde erklärte, sie könnten jederzeit aussteigen und würden ihren Einsatz zurückerhalten“, beschrieb Staatsanwalt Hansjörg Bacher. Als alles niederkrachte, versuchte der 65-Jährige, so gut es ging, den Schaden wieder gut zumachen. Eine Vertagung zeichnete sich schon zu Mittag ab, da weitere Zeugen gehört werden sollen.