Letzte Fahrt für Grazer Grottenbahn

30 Jahre lang haben sich große und kleine Kinder in die Tiefen des Grazer Schloßberges entführen lassen - und tauchten dabei ein in eine Welt der Märchen und Sagen: Am Sonntag fährt die Märchengrottenbahn zum vorerst letzten Mal.

Seit 1968 schlängelt sich der kleine Zug mit vier km/h auf rund zwei Kilometern Bahnstrecke durch das im Zweiten Weltkrieg errichtete Stollensystem im Berg: Vorbei an 34 Szenen, in denen Zwerge, Hexen, Elfen und Feen die Hauptrolle spielen, aber auch Klassiker wie Hänsel und Gretel, Dornröschen und Schneewittchen sorgen bei der 20-minütigen Fahrt durch die Stollen des Schloßberges für glänzende Kinderaugen.

Grazer Märchengrottenbahn

APA/Annemarie Happe

„Ab in die Pension“

Damit ist nun aber Schluss: Ende November kam überraschend die Kündigung des Pachtvertrages von der Stadt Graz, und so muss der Familienbetrieb rund um Gerhard Kammerhofer seine märchenhafte Reise beenden - mit schwerem Herzen, wie er erzählt: „Am 8. Jänner fahren wir zum letzten Mal. Wäre es nach uns gegangen, hätten wir die Bahn bis zum Sankt Nimmerleinstag weitergeführt. Nun geht es ab in die Pension“, so Gerhard Kammerhofer. Gemeinsam mit seinem Schwager Heinz und seiner Frau hat er die Bahn seit 1981 betrieben.

Grazer Märchengrottenbahn

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Die letzte Fahrt der Grottenbahn

Von Pumuckl bis Musikantenstadl

Weil es in den Stollen recht feucht ist, wurden die Figuren jedes Jahr - in den letzten Jahren von der Modeschule Ortwein - neu eingekleidet, und mit den Jahren lernten sie auch sprechen: „Es ist zum Beispiel die böse Königin, die mit ihrem Spiegel spricht, und der antwortet auch und zeigt dann im Spiegelbild das Schneewittchen. Beim Pumuckl gibt’s das Pumuckllied dazu, und auch den Musikantenstadl gibt’s“, so Kammerhofer.

Vor rund zehn Jahren kaufte die Stadt Graz die Anlage von der Familie Kammerhofer und investierte in die Brandschutz- und Sicherheitseinrichtungen - die Familie konnte sich damals die in der Folge des Standseilbahn-Unglücks in Kaprun geforderte Aufrüstung nicht leisten.

Kindermuseum-Chef mit Konzept beauftragt

Nun kündigte die Stadt den seither auf jeweils ein Jahr laufenden Vertrag: „In einer ersten Phase soll die Grottenbahn bis zum Sommer wieder auf Vordermann gebracht werden. Zugleich wollen wir das weiter im Schloßberg schlummernde Potenzial ausloten“, schildert Peter Stepantschitz, Büroleiter von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), die Pläne. Als Ideengeber wurde der Geschäftsführer des Grazer Kindermuseums „Frida und Fred“ beauftragt; bis März 2012 will dieser ein Konzept „als Mehrstufenplan“ vorlegen.

Grazer Märchengrottenbahn

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Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 8.1.2011

„Unbestritten ist die Grottenbahn bei den Kindern sehr beliebt. Als eindrucksvollstes Element wird jedoch immer wieder die Fahrt selbst genannt. Das wird sicherlich so bleiben“, erläutert Ehtreiber. Nun müsse man prüfen, was von dem Gezeigten „sinnvoll und authentisch genug“ sei, um gezeigt zu werden. Im Sommer sollte die dann laut Ehtreiber „attraktivierte und in der Qualität wesentlich verbesserte“ Grottenbahn wieder aufsperren.

Investitionskosten noch unklar

Verschwiegen zeigt sich die Stadt Graz, wenn es um die Investitionskosten geht - kolportiert werden vorerst bis zu 300.000 Euro. Als künftige Betreiber seien laut Ehtreiber u.a. die Graz Linien der Holding Graz denkbar, für Stepantschitz ist jedoch auch ein privater Betreiber „nicht ausgeschlossen“.