Von der Akademikerin zur Schneiderin

Immer mehr interessieren sich für den Beruf des Kleidermachers - nicht ohne Grund werden die Meister-Klassen des WIFI gestürmt. Auch Quereinsteiger wie Gerda Ziegler kehren ihrem alten Beruf den Rücken und wollen das Schneiderhandwerk erlernen.

Aufgewachsen ist Gerda Ziegler in Etmißl (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag). Dort machte sie die Matura, um danach ein Kunstgeschichte- und Volkskundestudium zu machen. Jetzt sitzt sie an der Nähmaschine: „Ich habe lange Zeit im Universalmuseum Joanneum gearbeitet, habe dann aber die Lust verspürt, ein Handwerk zu erlernen.“

Gerda Ziegler

ORF

Gerda Ziegler entschied sich für eine Schneiderlehre

Ins kalte Wasser gesprungen

Doch aller Anfang war schwer: „Genäht habe ich vorher noch nichts, außer einem Polster, und der war ohne Zipp. Ich bin also ins kalte Wasser gesprungen, aber wenn man im Leben was will, erreicht man das auch“, ist die Schneiderin überzeugt.

Schwieriger sei jedoch eindeutig die Lehre gewesen: „Auf jeden Fall die Lehre als Kleidermacherin. Das war die schwerste Prüfung meines Lebens.“ Mit 30 Jahren entschied sich die Magistra noch einmal, die Schulbank in der Berufsschule zu drücken.

Vorfreude aufs Landleben

Ein paar Mal, erzählt Ziegler, sei sie davor gestanden, alles hinzuschmeißen; schlussendlich zog sie die Lehre dann aber in zweieinhalb Jahren durch. „Allerdings hatte ich keinen Urlaub. Ich habe meinen kompletten Freundeskreis vernachlässigt und Tag und Nacht gelernt. Daher habe ich es in der kurzen Zeit geschafft“, klärt sie auf.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 20.2.2013

Erblich vorbelastet war Ziegler nicht: Die Eltern führten eine Greißlerei, die seit 135 Jahren in Familienbesitz ist - die Vorfahren waren also Kaufleute und keine Schneider. Jetzt zieht Ziegler zurück nach Hause, weg aus Graz. In der Greißlerei der Eltern wird die frisch gebackene Kleidermacherin Gerda Ziegler in Zukunft ihre Meisterwerke entstehen lassen. Die Vorfreude ist schon groß: „Ich freue mich schon aufs Landleben, auf die Einfachheit des Lebens und ich freue mich schon, in so einem schönen Betrieb arbeiten zu können.“

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