„Wir sind alle Egoschweine“

In seinem neuen Stück nimmt Autor Martin G. Wanko gleich die ganze Gesellschaft ins Visier - mit einer Parabel über Beziehungsrochaden, in der auch das Publikum beschimpft wird. Zu sehen ist „Paarungsspiele“ im Grazer "Theater im Keller.

Im Jahr 1966 sorgte es für Aufregung: das Stück „Publikumsbeschimpfung“ von Peter Handke. Eine Reminiszenz darauf hat der Grazer Schriftsteller Martin G. Wanko mit seinem Text „Paarungsspiele featuring Publikumsbeschimpfung II“ geschrieben.

Pärchen-wechsel-dich als Gesellschaftskritik

Zwei Paare treffen sich dabei in sich überkreuzenden Beziehungen: Über eine Seitensprung-Börse im Internet haben sie zueinander gefunden, beim nochmaligen Betrug kommen die Ursprungs-Partner wieder zusammen. Fragen wie „Wie kommt eigentlich deine Haube in der Ella ihre Tasche?“ werden zum Stolperstein für die Figuren im sarkastischen Verwirrspiel, das gleichzeitig eine Parabel auf den Zustand unserer Gesellschaft ist. Und fast schon zur Satire wird, wenn es heißt: „Ich bin kein Pseudo-Hipster! Ich bin ein Woody-Allen-Hipster.“

Ausschnitt Plakat "Paarungsspiele"

Theater im Keller

Facebook allein macht nicht sozial

Autor Martin G. Wanko nimmt dieses Spiel um Lug und Betrug zum Ausgangspunkt für seine Kritik an einer immer egoistischer werdenden Gesellschaft, wie er meint: „Die Grundkritik ist eigentlich, dass wir alle Egoschweine sind. Und das System hat es ziemlich leicht, wenn man ein Egoschwein ist. Nur weil man eine Facebookgruppe gründet, heißt das noch lange nicht, dass man eine Gruppe ist. Da hat man dann zwölf Egoschwein-Individuen in der Gruppe und jeder ist im Prinzip für sich selbst drinnen.“

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 29.11.2013

Um das Publikum in dieser Hinsicht ein bisschen wachzurütteln, kommentieren zwei Bühnenarbeiter das Geschehen auf der Bühne für das Publikum und leiten zu aktuellen politischen Ereignissen über.

Der Spielautomat „Leben“

Bernd Sracnik hat das Stück auf einer grellbunten, an einen Spielautomaten erinnernden Bühne in Szene gesetzt. Die beiden getrennten Handlungsstränge - nämlich jener der Pärchen und jener der Bühnenarbeiter - verbindet mehr, als man im ersten Moment vermutet: „Dass nämlich dieser übertriebene Egoistentrip, auf dem wir zurzeit dahinfahren, angeprangert wird“, so Sracnik, „und dass versucht wird, über die Publikumsbeschimpfungen da etwas zu ändern oder Möglichkeiten aufzudecken, dass es doch anders auch gehen würde.“

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