Bio-Gemüse innovativ vermarktet

Bio-Lebensmittel sind mittlerweile in jedem Supermarkt erhältlich. Trotzdem - oder gerade deshalb - gehen Bio-Bauern bei der Vermarktung ihrer Produkte manchmal völlig andere Wege. In der Steiermark gibt es zwei besonders innovative Beispiele.

Wie bringe ich meine hochwertigen biologischen Produkte möglichst nachhaltig und effektiv an die Kundschaft? Diese Frage haben zwei steirische Bäuerinnen auf ganz außergewöhnliche Weise für sich beantwortet. Anna Ambrosch von Bio-Fuchs in Kainbach bei Graz verkauft ihr Obst und Gemüse nicht nur am Bauernmarkt und ab Hof, sondern auch in einem „Drive-In“ an der Hofeinfahrt - und hat so ein Kundenverhältnis geschaffen, das zu einem guten Teil auf Vertrauen basiert.

Anna Fuchs, Anna Ambrosch

bio-fuchs.at

Anna Fuchs und Anna Ambrosch von Bio-Fuchs

„Fast Food bieten wir sicher nicht an an unserem Drive-In. An unserem Stand finden Sie ausschließlich Bio-Gemüse und Bio-Obst - frisch produziert von unserem Hof“, so Ambrosch.

Gemüsestand

bio-fuchs.at

Vertrauen gegen Dank und Zufriedenheit

In einem alten Ziehwagen und Holzkisten stehen diese Obst und Gemüse zur Selbstbedienung bereit - von Montag bis Samstag von in der Früh bis zur Dämmerung. Die abgewogene Ware kann in Selbstbedienung mitgenommen werden, bezahlt wird per Einwurf in eine Kassa. Das System funktioniert - und wird in Kainbach nicht missverstanden: „Gerade weil wir das Vertrauen in unsere Kunden setzen, kriegen wir sehr viel Dank zurück und das ist das Schöne dabei“, so Ambrosch.

Tomaten

bio-fuchs.at

Insgesamt 100 Paradeisersorte werden auf dem Bio-Hof Fuchs gezogen

Ernteanteil im Voraus bezahlt

Einen ganz anderen, aber nicht minder außergewöhnlichen Weg der Vermarktung ihrer Bio-Produkte hat Ulli Klein eingeschlagen. Mit ihrem Mann Scott betreibt sie seit drei Jahren die Kleine Farm in St. Nikolai im Sausal.

Familie Klein

kleinefarm.org

Familie Klein mit Helfern und Anteilnehmern

Sendungshinweis:

„Radio Steiermark am Vormittag“, 25.6.2014

Auf der Kleinen Farm wird Gemüse und Obst nicht nach Stück oder Kilo verkauft. Vielmehr wird bereits vor der Aussaat berechnet, wie viel Geld für das Wirtschaften nötig ist: „Diese Kosten werden dann unter unseren Ernteanteilnehmern aufgeteilt, die diese Kosten dann tragen und im Gegenzug dafür unsere Ernte verteilt bekommen. Derzeit sind das 110 Ernteanteile in einem Personenkreis von über 250 Leuten“, so Klein.

Gemüse

kleinefarm.org

Mehr als 200 Sorten Obst und Gemüse

Die Summe, die diese Ernteanteilnehmer bezahlen, ist jedoch kein Guthaben - verteilt wird, was da ist - derzeit 30 Wochen im Jahr. Und mit den Ernteanteilen erwirbt man auch einen Teil des Riskos: „Wir bauen rein samenfeste Gemüse- und Obstsorten an, insgesamt über 200 Sorten. Es ist also eine große Vielfalt vorhanden und dadurch auch die Hoffnung, dass wir nie einen Totalausfall haben werden. Aber wenn es von etwas einmal weniger gibt, gibt es eben weniger - dafür dann auch wieder mehr. Der Überfluss wird natürlich auch geteilt.“

Pflanzen im Glashaus

kleinefarm.org

Vorteile für Geber und Nehmer

Mit diesem System gibt es auf beiden Seiten Gewinner, sagt die promovierte Juristin und Biobäuerin: „Einerseits bekommen wir unsere Kosten getragen und müssen uns um die Vermarktung keine Sorgen machen. Und andererseits die Anteilnehmer: Dadurch, dass wir keinen Abfall haben und nichts wegwerfen müssen, kriegt eigentlich jeder sehr viel Gemüse, mehr als man am Markt bekommen könnte. Bei uns ist alles transparent und einsehbar, von der Erde bis zu den Finanzen. Viele Menschen kommen auch zu uns auf den Hof und es ist schön, dass so wieder eine Verbindung hergestellt ist zwischen den Menschen und dem Boden, der ihre Nahrung produziert“.

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