Lesen, wo die Literatur zu Hause ist

In der Grazer Landesbibliothek wird auch in diesem Sommer wieder gelesen - und das nicht nur im klassischen Sinn: Bis Anfang August lesen täglich - Wochenende ausgenommen - Autoren im Lesehof der Bibliothek aus ihren Werken.

Organisiert wird der Lesesommer von Schriftsteller und Kulturpromotor Christian Polansek: Er möchte Literatur dorthin bringen, wo das Lesen eigentlich zu Hause ist - in die Landesbibliothek.

Die Suche nach der Literatur

Laut Polansek sei Literatur kein statischer Begriff, sondern bewege sich immer: „Eigentlich suche ich nach der Literatur und entdecke, und das, was ich entdecke an künstlerischem Potential, versuche ich, in Form von Autoren weiter zu vermitteln.“ Er habe versucht, Eigenverleger zu finden - dies sei mittlerweile ein großes Thema, da es auch in Rücksprache mit dem Buchhandel so sei, dass der Autor sich immer stärker selbst vermarkten muss. Polanseks Versuch sei es außerdem, Autoren zu suchen, die sehr gut, aber nicht so präsent seien, wie beispielsweise Herms Fritz oder auch Gabriel Loidolt.

Familie Lesen

J. Schossböck

Sendungshinweis:

„Radio Steiermark Sommerzeit“, 15.7.2014

Parallel- statt Multikulti-Gesellschaft

Zu den zentralen Themen des literarischen Schaffens von Loidolt zählen die Einsamkeit des modernen Menschen und das Zusammentreffen verschiedener Kulturen. Die einzige Lösung für jemanden, der in Europa lebt, aber aus einem anderen Kulturkreis stammt, sei es für Loidolt, gewisse Regeln einzuhalten: „Genauso wie ich, wenn ich im Orient lebe, auch gewisse Regeln einhalten muss“, und er sagt: „Eine andere Lösung gibt es nicht, alles andere ist Unsinn.“ Auch die Multikulti-Gesellschaft sei laut Loidolt ein Schlagwort - in Wirklichkeit gäbe es die Parallelgesellschaft, auch in sogenannten Ländern, wo man geglaubt hatte, dass alle Kulturen verschmolzen wären.

Texte wie Partituren

Den Abschluss des Lesesommers in der Landesbibliothek bildet am 1. August der Abend mit Sophie Reyer - Reyer hat erst vor kurzem im Leykam-Verlag den viel beachteten Titel „Insektizid“ veröffentlicht. Sophie Reyer ist aber nicht nur Schriftstellerin, sie ist auch Musikerin - das präge ihr Schreiben: „Ich sehe meine Texte immer irgendwie auch als Partituren, auch die szenischen, also auch die Theatertexte.“ Die Musik sei ihr sehr nahe, und auch der Grenzbereich Sprache-Musik beschäftige sie in beide Richtungen: Wie kann man eine Metapher musikalisch ausdrücken und umgekehrt, so Reyer.

Die Leseabende im Rahmen des Lesesommers in der Landesbibliothek Graz finden bis zum 1. August jeweils um 19.00 Uhr statt. Anmeldungen sind auf der Homepage der Landesbibliothek erwünscht.

Literatur zwischen Schilf und Seerosen

Passend zur Literaturzeit in der Steiermark können auch auf der Hör- und Seebühne im ORF-Landesstudio Steiermark an jedem Donnerstag zwischen Schilf und Seerosen Literatur und Musik genossen werden - mehr dazu in Literatur zwischen Schilf und Seerosen.

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