Mit „Tante Ju“ einmal über die Steiermark

Sie ist die „Grande Dame der Luftfahrt“: die Junkers 52 oder liebevoll einfach „Tante Ju“ genannt. Weltweit gibt es nur mehr eine Hand voll flugfähiger Maschinen - und eine davon war nun zu Gast in Graz.

Die „Grande Dame“ der Luftfahrt mit dem historischen Kennzeichen „D-AQUI“ ist das Herzstück der historischen Flotte der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung. 78 Jahre hat sie auf dem Buckel, und immer noch übt sie auf die Menschen eine unglaubliche Faszination aus.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 25.8.2014

„War immer schon mein Traum“

Wenn die Nostalgiemaschine Junker 52 für zwei Tage den Flughafen Graz beehrt, dann ist das also schon etwas ganz Besonderes. Eine Reise mit „Tante Ju“ gibt es schließlich nicht alle Tage zu buchen, die Plätze für Rundflüge über die Steiermark waren dementsprechend heiß begehrt.

„Weil es doch ein historisches Gerät ist und es ein anderes Fluggefühl ist als mit dem Jets“, erklärt ein Passagier am Flughafen Graz, der sich einen Platz in der Maschine sichern konnte. Und ein anderer schwärmt: „Ich weiß noch von der ‚Tante Ju‘ vom zweiten Weltkrieg, und das war immer schon mein Traum, mit der Junkers zu fliegen.“

Tante Ju Cockpit

Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung

Erster Flug bleibt unvergessen

Allein beim Anblick der drei Sternmotoren und der Glaskuppel, die eigentlich das Cockpit ist, schlagen die Herzen aller Flugzeugliebhaber und Nostalgiker höher. Und auch der Pilot selbst wird seinen ersten Flug mit „Tante Ju“ nie vergessen: „Das erste Mal war ein erhebendes Gefühl, weil man einen Haufen Geschichte in der Hand hält. Dann wird einem bewusst: Wer ist da alles schon gesessen, was haben die alles erlebt, und jetzt darf ich plötzlich auch da hocken. Mir hat es damals ein bisschen die Ganslhaut aufgezogen.“

Ledersitze und Holzsteuer

Gerade einmal 16 Passagiere finden im Flugzeug Platz, in der Kabine Gepäcknetze wie in einer alten Straßenbahn, darunter bequeme Ledersitze. Und auch im Cockpit ist mit den Holz-Steuerrädern, den riesigen Hebeln und dem Blick direkt auf den mittleren Propeller fast noch alles so, wie es einmal war. Und auch der Sound beim Start ist unvergleichlich:

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Dass das Anlassen der drei Neun-Zylinder-Sternmotoren eine gefühlte halbe Ewigkeit dauert, stört da weder Passagiere, noch Piloten: „Die Faszination liegt zu einem großen Teil in der alten erprobten Technik der 30er-Jahre. Hier muss man mit Muskelkraft steuern, und einem Spargel-Tarzan, wie ich einer bin, geht es trotzdem sehr gut“, sagt Kapitän Harald Lichtmannegger.

Tante Ju Landeplatz

Joe Rimensberger/Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung

Mit 180 km/h über die Riegersburg

Auch in der Luft ist „Tante Ju“ nicht die Schnellste: Mit 70 Knoten, also rund 120 km/h hebt sie gemächlich ab, mit maximal 190 km/h geht es beim Rundflug über die Riegersburg. Das hat laut Lichtmannegger auch was Gutes: „Die Langsamkeit bietet den Riesenvorteil, dass man Details am Boden beobachten kann. Wir fliegen ja so grob 600 Meter über Grund. Über Graz müssen wir so 900 Meter einhalten. Sicher - es ist lauter, es rumpelt - es ist einmal heiß, dann wieder kalt, aber man kann das Fliegen auch genießen.“

Tante Ju Landeplatz

Burkhard Jacobfeuerborn/Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung

„Gefülltes Sackerl“ ist selten

Voll und ganz genossen haben es auch die Passagiere beim langsamen Flug über die Grazer Altstadt, die meisten zumindest: „Die Leute kommen mit einem lachenden Gesicht und die meisten gehen auch wieder mit einem lachenden Gesicht. Einige wenige haben ein gefülltes Sackerl dabei, aber es sind Gott sei Dank wenige.“

Hauptberuflich fliegt Harald Lichtmannegger übrigens einen modernen Airbus A340 oder wie er sagt: einen „Digitalbomber auf der Linie“. Der „Tante Ju“-Co-Pilot ist A380-Kapitän, der Flugingenieur fliegt eine Boeing 747.

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