Dürrenmatt im Kistl
Sendungshinweis:
„Der Tag in der Steiermark“, 3.11.2014
Eva Schäffer inszeniert das Stück auf einer schlichten Bühne, denn der Text trage das Stück. Das Komödianten-Ensemble lädt zu einer Reise in das scheinbar beschauliche Dörfchen Güllen mit seinen scheinbar tugendhaften Bürgern.
Bestechung und Intrige
Claire Zachanassian, nunmehr wohlhabende Frau, wurde in Güllen als Kläri Wäscher geboren. Die Einwohner Güllens meinten es jedoch nicht allzu gut mit ihr: Alfred III, der Vater ihres Kindes, leugnete die Vaterschaft und bestach die Zeugen in dem gegen ihn angestrengten Prozess; als sie ihr Kind durch eine Intrige verlor, verlies sie entehrt und wehrlos das Dorf und musste sich sogar der Prostitution bedienen.
KISTL
Ein makabres Spiel beginnt
Als hochangesehene und wohlhabende „alte Dame“ kehrt Claire eines Tages nach Güllen zurück und bietet dem Bürgermeister eine Milliarde. Dieses unmoralische Angebot stellt die Moral und die Menschlichkeit der Dorfbewohner vor eine schwere Prüfung. Im Schatten der blutrünstigen Bedingung trägt der Bürgermeister plötzlich neue Schuhe, der Doktor schlürft Cognac, und der Krämer Alfred III fragt sich: „Womit wollen die das alles bezahlen?“
„Man kann alles kaufen“
Wer in diesem Fall Opfer oder Täter seien und auf welche Seite er sich stellen würde, konnte selbst Dürrenmatt für sich nicht beantworten: „Ich weiß nicht, ob ich mich von diesen Leuten distanzieren soll - von Leuten, die sich von Geld manipulieren und korrumpieren lassen“, zitiert Regisseurin Eva Schäffer einen Kommentar Dürrenmatts. In dem unmoralischen Angebot „Geld für Leben“ spiegelt sich für Schäffer die Aktualität des Stücks.
KISTL
Claire schenkt den Bewohnern die Milliarde nämlich nur unter der Bedingung, sich damit Gerechtigkeit zu erkaufen - und dabei verfolgt sie alles andere als edle Pläne. Der Bürgermeister ist der Meinung, dass man Gerechtigkeit nicht mit Geld kaufen könne, worauf Claire antwortet: „Man kann alles kaufen.“ Ein Satz, der für Regisseurin Eva Schäffer zeitlos ist und seit der Uraufführung des Stücks 1956 nichts an Bedeutung verloren hat.