„Nestory“ im T’eig

Kein Tippfehler, sondern sehr gewollt ist der Titel des neuen Stücks von Thomas Sobotka im Grazer Theater T’eig: „Nestory“ ist ein dezenter Hinweis auf den nicht gerade geradlinigen Zugang zum Leben und Wirken des Alt-Wiener Dramatikers.

Zitat aus dem Stück: „Kunst is, wenn ma was net kann, weil wenn mans kann, ist es keine Kunst.“

Der Titel „Nestory“ ist dem englischen Wort für Geschichte überaus ähnlich - nicht nur, weil Nestroy zahlreiche Geschichten schrieb, sondern weil auch sein Leben so manch gute Story bot: „Wir lernen Nestroy - anhand seiner Texte - kennen als Schulkind, als Jugendlichen, als jung Verheirateten, als allein erziehenden Vater“, so T’eig-Regisseur Thomas Sobotka.

Sinn liegt in der Gesamtheit

Die Uraufführung ist eine Text-Collage, deren Einzelteile als Zitate bekannt sein mögen, die aber erst in ihrer Gesamtheit einen neuen Sinn ergeben. „Aber wir halten uns dramaturgisch an keine Geschichte von einem Originalstück. Es gibt insgesamt über 70 Stücke, und wir haben so ziemlich aus allen Texte gefunden, die eingeflossen sind“, so Sobotka.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 5.11.2014

Nestroy’s Einfluss

Johann Nepomuk Nestroy war eine literarische Gallionsfigur im Österreich des 19. Jahrhunderts. Er war ein höchst politischer Autor, dessen Sprachbeherrschung viele Schriftsteller nach ihm beeindruckt und beeinflusst hat. Auch das komme in „Nestory“ klar zum Ausdruck, betont Sobotka: „Es gibt auch gleichzeitig eine direkte Verbindung zu zeitgenössische Autoren wie Werner Schwab, der ‚Nestory‘ erfunden hat, und auch von Elfriede Jelinek gibt es ein Dramuletti, das letzte Stück, Häuptling Abendwind, und auch das kommt in unserem Stück vor.“

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Heldentheater

Leichenfledderei und/oder Liebeserklärung

Kritiker mögen dem T’eig-Team vorhalten, mit „Nestory“ eine Art literarische Leichenfledderei zu betreiben - die Collage kann aber ebenso als kreative Liebeserklärung gesehen werden: „Beides, weil er das selbst auch so gemacht hat. Dieses aus anderen Stücken Dinge klauen und zusammenstoppeln, diese Quotlibets zu schreiben, dass haben nicht wir erfunden, sondern das ist was er zeitlebens gemacht hat und das haben wir nur auf die Spitze getrieben“, so Sobotka.

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